„Gott hat sich in der Geschichte offenbart“
Die Früchte der modernistischen Theologie, die völlige Infragestellung der Grundelemente des christlichen Glaubens, bekommen immer öfter auch treue Kirchgänger zu spüren. In einem offenen Brief reagiert unser Mitarbeiter Michael Hesemann, Autor des Buches „Maria von Nazareth“, auf einen Angriff auf die Jungfräulichkeit Mariens – ausgerechnet am Festtag Mariae Verkündigung, in einer deutschen Großstadtkirche… Maria sei keine Jungfrau, Jesus der Sohn eines gewöhnlichen Ehepaares, hieß es dort. Die Lehre von der Jungfräulichkeit Mariens hätte ihren Ursprung in einer Fehlübersetzung, sei übernommen worden aus heidnischem Glaubensgut. Zur Abrundung wurde auch noch ein Buch von Joseph Ratzinger zitiert. Einem solch „minimalistischen“ Glauben widerspricht Hesemann – und liefert nachfolgend ein Dokument des Kampfes wider den Unglauben!
„Hochwürdiger, lieber Herr Pfarrer,
ich möchte auf eine direkte Anrede verzichten, denn dies ist ein offener Brief, den ich zu veröffentlichen beabsichtige. Mir geht es um Inhalte, nicht darum, Sie zu kritisieren oder gar anzuschwärzen. Gemeindemitglieder, die ihren Pfarrer denunzieren, verabscheue ich. Sie sind unser Hirte und Sie sind ein guter Hirte. Dafür danke ich Ihnen, deshalb schätze ich Sie, auch wenn ich Ihren Predigten nicht immer beipflichten kann.
So war das leider auch heute, ausgerechnet am Fest der Verkündigung Mariens, als wir das Wunder der Menschwerdung Gottes feierten; an unserem „kleinen Weihnachten“ im Frühling sozusagen. Ich hätte mir gewünscht, dass Sie in Ihrer Predigt dieses Wunder vermitteln, uns in unserem Glauben bestärken gemäß der Lehre unserer geliebten und heiligen katholischen Kirche. Stattdessen entwarfen Sie ein Marienbild, das ich allenfalls einem Herrn Lüdemann zugetraut hätte und damit ein Jesusbild, das man als Adoptianismus bezeichnen kann. Danach wäre Jesus, wie die Könige Israels, ein ganz normaler Mensch gewesen, von Mann und Frau gezeugt, aber erfüllt von der Liebe Gottes und daher „als Sein Sohn angenommen“ worden. Diese Lehre ist nicht neu und auch kein Ergebnis der modernen Exegese, die Sie so sehr schätzen; die judenchristlichen Ebioniten haben sie bereits im 2. Jahrhundert vertreten, ebenso zeitgleich die Adoptianisten, etwa Theodotus der Gerber. Doch sie wurde von den Kirchenvätern nicht nur unisono abgelehnt, sondern auch als Häresie verurteilt. Auf dem 2. Konzil von Konstantinopel 553 sowie auf der Lateransynode 649 wurde stattdessen die immerwährende Jungfräulichkeit Mariens als Dogma definiert. So bezeugen wir im Credo, wenn es denn mal (leider viel zu selten) gesprochen wird: „…geboren von der Jungfrau Maria“. Dürfen wir das Credo denn überhaupt noch mit gutem Gewissen sprechen? Oder müssen wir uns da bereits als Heuchler fühlen? Das wäre der Fall, wenn Sie mit den Aussagen Ihrer heutigen Predigt richtig lägen.
Sie behaupteten in Ihrer Predigt schließlich, Jesus sei ein von Gott an Sohnes statt angenommener Mensch gewesen, geboren aus einem gewöhnlichen Geschlechtsakt von Maria und Joseph; alles andere, also die Weihnachtsgeschichten des Matthäus und Lukas, sei mythologisches Beiwerk. Dem muss ich einfach widersprechen und bitte dafür um Vergebung. Hier stehe ich, ich kann nicht anders.
Fangen wir an mit der Etymologie. Sie stellten zurecht fest, dass bei Jesaja „nur“ von einer „almah“, einer jungen Frau, die Rede war, woraus erst die Übersetzer der Septuaginta eine „parthenos“, eine Jungfrau machten. Allerdings darf man Matthäus nicht unterstellen, Geschichten erfunden zu haben, um Prophezeiungen als „erfüllt“ darzustellen. Denn es gibt keine einzige jüdische Interpretation, die diese Schriftstelle auf den Messias bezog. Generell erscheint es eher so, dass Matthäus, ausgehend von den Fakten des Lebens Jesu, „auf Biegen und Brechen“ versuchte, dazu passende Schriftstellen zu finden, um zu „beweisen“, dass Er der prophezeite Messias war. Schon deshalb ist völlig irrelevant, was Jesaja gemeint hat; entscheidend ist, für welche biographische Tatsache der Evangelist einen Schriftbeleg suchte. Doch ganz so „an den Haaren herbeigezogen“ ist seine Interpretation von Jes. 7,14 dann doch nicht. Schließlich gab es im Hebräischen drei Begriffe für Frauen. Eine „betulah“ war ein nicht geschlechtsreifes Mädchen, eine „almah“ ein bereits geschlechtsreifes Mädchen, das noch nicht verheiratet, aber in der Regel bereits verlobt war, eine „ischa“ schließlich eine verheiratete Frau. Nun war die „almah“ in der Regel tatsächlich noch Jungfrau, auch wenn das Wort nicht explizit darauf verweist; auch im Judentum war Sex erst in der Ehe statthaft. Zudem muss der Prophet schon etwas Besonderes gemeint haben, wenn er ein „Zeichen des Herrn“ mit den Worten ankündigte: „Seht, die Jungfrau wird ein Kind gebären“. Denn dass junge Frauen Kinder auf die Welt bringen, das ist Alltagsgeschehen und weit davon entfernt, Zeichencharakter zu haben. So dachten sich das wohl auch die Übersetzer der LXX (Septuaginta), als sie „almah“ als „parthenos“ übersetzten. Wer aber ist ihr Sohn, dieser „Immanuel“, bei Jesaja? Die Attribute „starker Gott, Vater in Ewigkeit“ sind im Judentum genauso Gott vorbehalten wie die Herrschaft über das Land Israel. So wird es einerseits als „Land des Herrn“ (Jes 14,2) bezeichnet, andererseits versichert Jesaja, Israel sei „weit und breit dein Land, Immanuel“ (Jes 8,8). Der Prophet sprach also offensichtlich nicht von einer gewöhnlichen, schwangeren Ehefrau und Mutter, sondern doch von einer „jungen Frau“, die, vor der Ehe und damit jungfräulich, den Einen auf die Welt bringt, durch den Gottes Gegenwart offenbar wird (Immanuel = „Gott mit uns“)!
Natürlich weiß auch ich, dass es in der sumerischen, babylonischen, ägyptischen und griechisch-römischen Mythologie nur so von „Halbgöttern“ wimmelt, von „großen Männern“ also, die der Affäre eines Gottes mit einer Irdischen entstammen sollten, die in einigen Fällen sogar noch Jungfrau war. Aber in all diesen Fällen wurde der Halbgott auf ganz gewöhnliche Weise „von einem Gott gezeugt“, der mal Menschengestalt, mal sogar Tiergestalt (Zeus als Schwan oder Stier) angenommen hatte; dass eine Mutter aber „vor, während und nach der Geburt“ „immerwährende Jungfrau“ war, das blieb dem Christentum vorbehalten.
Dann erwähnten Sie Buddha. Nun ist es eine Tatsache, dass es keine auch nur annähernd zeitgenössische Biografie des Buddha gibt, sondern halt nur Texte, die so spät niedergeschrieben wurden, dass eine Beeinflussung durch das Christentum keineswegs auszuschließen ist. So sind das Mahavastu, das Buddhacarita und das Lalitavistara erst im 2.-3. Jh. n.Chr. entstanden, der Jataka-Kanon sogar erst zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert. Trotzdem will und darf niemand bestreiten, dass die Vorstellung von einem von einer Jungfrau geborenen Erlöser ein Topos vieler Religionen und Heilserwartungen ist. Selbst die um 40 v.Chr. niedergeschriebene Vierte Ekloge des Vergil kündigt die Geburt eines „vom hohen Himmel“ herabgestiegenen Kindes durch eine Jungfrau an. Doch warum schließt das aus, dass diese Heilserwartung in Jesus eben Wirklichkeit wurde? Im Gegenteil: Warum soll Gott Seine Menschwerdung nicht in Zeichen angekündigt haben, die alle Völker verstanden?
Dass es zumindest nicht ganz so einfach ist, wie Sie es in Ihrer Predigt dargestellt haben, lässt uns Joseph Ratzinger in seinem Buch „Die Tochter Zion“ (Einsiedeln 1977) erahnen, wenn er schreibt: „Religionsgeschichtliche Parallelen im eigentlichen Sinn zu den neutestamentlichen Weihnachtsgeschichten gibt es nicht. Was es gibt, sind verwandte Motive, die in der einen und anderen Weise mehr oder weniger nahe an die christliche Aussage rühren, und darin sehe ich nichts Negatives: Sie mögen Ausdruck eines psychologischen Archetypus sein, in dessen verworrener Sehnsucht wie in allen echten Archetypen ein tiefes Wissen um die Wirklichkeit – und sei es eine ausständige, aber im Warten des menschlichen Herzens vorgeahnte, vorgefragte – zur Aussage kommt.“ (S. 55)
Natürlich können wir nur glauben, dass Maria Jungfrau war, den Evangelien vertrauen oder ihnen halt misstrauen, ohne für das eine oder andere einen handfesten Beweis zu haben, wie ihn etwa die Naturwissenschaften verlangen. Doch es gibt noch ein anderes Motiv der antiken Heilserwartung, von dem Matthäus berichtet und das zumindest mit „objektiven“ wissenschaftlichen Methoden überprüfbar ist. Ich meine den Stern von Bethlehem. In den Heilserwartungen vieler Völker kündigte ein neuer Stern die Geburt des Erlösers an. Von ihm lesen wir nicht nur in der Geschichte von Bileam, dem Sohn des Boar; auch der persische Religionsstifter Zarathustra (6. Jh. v.Chr.) wusste von einem Stern, der vor der Geburt des Heilands Saoshyant erscheinen würde. Bei den Römern gab es ähnliche Vorstellungen. Als Cäsar verbrannt wurde, erschien am Himmel ein – astronomisch verifizierter – Komet. Der war für Augustus das Zeichen für den Anbruch eines neuen Zeitalters und die Aufnahme Cäsars in den Götterhimmel. Fortan nannte er sich „divus filius“ (Sohn des Göttlichen) und ließ den Kometen auf Münzen prägen, während er im Osten des Reiches (Beispiel: die Inschrift von Priene, 9 v.Chr.) als „soter“ (Erlöser) und seine Verlautbarungen als „euangelia“ bezeichnet wurden.
Mit derselben Berechtigung, mit der man Maria die Jungfräulichkeit abspricht, weil es mythische Parallelen gibt, könnte man nun auch den Stern von Bethlehem zum Mythos erklären. Doch es hat auch ihn wirklich gegeben. Vom März bis Mai 5 v.Chr., dem wahrscheinlichsten Zeitpunkt für die Geburt Christi, war am Nachthimmel ein Stern zu sehen, der alle anderen überstrahlte – eine Supernova, eine Sternexplosion im Sternbild Adler. Das ist eine unbestreitbare astronomische Tatsache, „obwohl“ der Stern ein Element so vieler Mythen ist. Hat auch hier Gott, in Seiner Allmacht, Zeichen benutzt, die von den Menschen verstanden werden konnten?
Trotzdem wendeten Sie gegen die Jungfrauengeburt ein: “Geist kann nicht zeugen”, und ich frage mich, woher Sie das wissen. Bei Gott ist kein Ding unmöglich. Überhaupt spricht aus Ihrer Behauptung ein Dualismus, den ich so nicht teilen kann und den auch Joseph Ratzinger (s.o., S. 57) ablehnt.
Dabei zitierten Sie in Ihrer Predigt doch Ratzingers „Einführung in das Christentum“ aus dem Jahre 1968, nämlich seine so oft und gerne missverstandene Äußerung: „Die Gottessohnschaft Jesu beruht nach dem kirchlichen Glauben nicht darauf, dass Jesus keinen menschlichen Vater hatte; die Lehre vom Gottsein Jesu würde nicht angetastet, wen Jesus au einer normalen menschlichen Ehe hervorgegangen wäre.“ (S. 258)
Doch Sie verschwiegen uns, dass Ratzinger selbst 1977 diese Äußerung relativiert hat; in „Die Tochter Zion“ schreibt er: „Dass zwischen beidem – der Personeinheit Jesu mit dem ewigen Sohn des ewigen Vaters und der irdischen Vaterlosigkeit des Menschen Jesus – bei aller Unterschiedenheit der Ebenen eine tiefe, ja unlösbare Entsprechung besteht, sollte damit nicht bestritten werden, wurde aber – wie ich einräume – von mir auch nicht deutlich genug gesagt …“ (S. 50). So stellt Ratzinger in eben diesem Buch fest: „Die irdisch vaterlose Geburt ist der innerlich notwendige Ursprung dessen, der allein zu Gott ‚mein Vater‘ sagen durfte, der auch als Mensch von Grund auf Sohn, Sohn dieses Vaters war.“ Das heißt, mit anderen Worten: Die (menschliche) Vaterlosigkeit Jesu ist die Grundvoraussetzung für Seine Gottsohnschaft! Der Grund, weshalb Er als Erster das Unerhörte wagte, nämlich Gott, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde … „Abba“, „Papa“, zu nennen…
Und es gibt noch einen Beweis dafür, dass sich Matthäus die Jungfräulichkeit Mariens nicht einfach ausdachte, dass Lukas nicht an einem Mythos weitersponn. Denn auch im Markus-Evangelium, das von der modernen Exegese als das Älteste bezeichnet wird, nennen die Bewohner Nazareths Jesus den „Sohn der Maria“ (Mk 6, 3). Das ist etwas Unerhörtes, denn im Judentum wurde ein Mann gemeinhin nach seinem Vater benannt: Shimon Bar Jonah etwa hieß der hl. Petrus, Simon, Sohn des Jonah. Tatsächlich gab es keinen zweiten Juden in der gesamten jüdischen Literatur, der als Sohn seiner Mutter gerufen wurde; „Jesus, Sohn der Maria“ ist ein absoluter Einzelfall. Man wußte also schon vor Matthäus, dass Jesus nicht der leibliche Sohn Josefs war.
Was vom heutigen Evangelium bleibt, lieber Herr Pfarrer, wenn wir die von Ihnen vorgebrachten Einwände eben nicht akzeptieren, ist ein durch und durch plausibler Text, dessen Authentizität uns zumindest von Lukas versichert wird. Schließlich beruft sich der Evangelist auf Traditionen aus dem Umfeld der Gottesmutter oder ihrer Verwandten, wenn er, quasi als Fußnote, feststellt: „Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen“ (2,51). So ergänzt er die „erfundene“ Jungfräulichkeit, die Matthäus schildert, mit einer ziemlich eindeutigen Feststellung Mariens, die auf die Verkündigung des Engels antwortete: „Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?“ (1,34). „Erkennen“ war im Alten Orient eine Umschreibung des Geschlechtsverkehrs. Wohlbemerkt: Die gerade verlobte junge Frau sagte nicht: „da ich noch keinen Mann erkannt habe“, obwohl von einem gewöhnlichen jüdischen Mädchen geradezu erwartet wurde, dass es nach der Heirat das Urgebot des „Seid fruchtbar und mehret Euch!“ erfüllt. Nein, sie verneinte ganz kategorisch jede Möglichkeit auch eines zukünftigen Geschlechtsverkehrs. Daraus haben nicht nur die Kirchenväter gefolgert, dass Maria tatsächlich „anders“ war. Die Szene mit dem zwölfjährigen Jesus, die Hochzeit zu Kana, die Übergabe der Mutter an den „Lieblingsjünger“ schließen alle aus, dass Jesus leibliche Brüder oder Schwestern hatte. Doch erst seit Entdeckung der Schriftrollen vom Toten Meer wissen wir, dass es zur Zeit Jesu tatsächlich zölibatäre jüdische Männer und Frauen, ja sogar zölibatäre Ehepaare gab, die ihr Leben ganz allein Gott geweiht hatten!
Schon deshalb, lieber Herr Pfarrer, glaube ich, dass Maria Jungfrau war: vor, während und nach der Geburt des Herrn. Die Mythen von jungfräulichen Königsmüttern, so denke ich, nehmen dieses bedeutsamste Ereignis der Heilsgeschichte, die Menschwerdung Gottes, nur vorweg. Als Gott Mensch wurde, hat er sich in Zeichen offenbart, die von den Völkern verstanden wurden: Der Jungfrauengeburt wie dem Stern von Bethlehem.
Ebenso war es auch bei Seiner Auferstehung. Auch hier könnte man wieder ein mythologisches Motiv vermuten, sind doch auch Osiris, Dumuzi, Orpheus, Attis oder Adonis von den Toten auferstanden oder aus dem Totenreich zurückgekehrt. Doch haben wir wirklich das Recht, an der zentralen Aussage des Christentums zu zweifeln? Ist es nicht glaubhafter, dass auch hier wieder Gott, als er sich offenbarte, sich solcher Symbole und Zeichen bediente, die dem Hoffen und Sehnen der Menschen entstammten?
Die Übernatürlichkeit der Menschwerdung wie der Auferstehung, lieber Herr Pfarrer, zeugen davon, dass Gott sich in der Geschichte offenbart hat. Wenn wir diese Ereignisse verneinen, als Mythologie abtun, was bleibt dann von unserem Glauben? Dann war Jesus allenfalls, wie es der Koran lehrt, ein Prophet, aber eben nicht das menschliche Antlitz Gottes. Er wäre nur ein ganz gewöhnlicher jüdischer Wanderprediger gewesen. Doch wenn wir alles Übernatürlichen bestreiten, was geschieht dann im Moment der Wandlung, mit der Eucharistie? Sie wäre noch immer Brot, wie man es in jeder Bäckerei findet und Wein aus der Winzerei, nicht Leib und Blut Christi! Die Folge einer solchen Banalisierung ist der Schwund des Glaubens. Wenn Jesus nicht im Tabernakel, in Seiner Kirche präsent ist, dann lohnt es sich nicht mehr, das Messopfer zu feiern. Dann wären die Kirchen zurecht leer, dann hätte der Widersacher Gottes sein Ziel erreicht. Und Sie und wir alle, wir würden unsere Zeit verschwenden. Denn „wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos und ihr seid immer noch in Sünden …(dann) sind wir erbärmlicher daran als alle anderen Menschen“, schrieb Paulus an die Korinther (1. Kor 15,17-19).
Nein, lieber Herr Pfarrer, solch erbärmliche Narren sind wir nicht. Wir glauben, dass Gott sich in der Geschichte offenbart hat. Wir glauben, dass er aus der Jungfrau Maria geboren wurde und dass er am dritten Tag von den Toten auferstand, wie es im Credo heißt. Und wir vertrauen darauf, dass die Evangelisten gewissenhaft aus Augenzeugenberichten zitierten, ganz wie es der hl. Petrus in seinem zweiten Brief behauptet: „Denn wir sind nicht irgendwelchen klug ausgedachten Geschichten gefolgt, als wir euch die machtvolle Ankunft Jesu Christi, unseres Herrn, verkündeten, sondern wir waren Augenzeugen seiner Macht und Größe.“ (2 Pet 1,16)
In diesem Glauben, lieber Herr Pfarrer, sind wir verbunden mit der Christenheit der vergangenen 2000 Jahre, mit der Weltkirche und mit unserem Papst. Dieser Glauben darf nicht durch die fadenscheinigen Argumente modernistischer Theologen zerstört werden, die ihre eigenen Glaubenszweifel, ihren eigenen Unglauben zum Paradigma ihrer Wissenschaft werden ließen. Er ist zu wertvoll, um auf dem Altar einer rationalistisch-materialistischen Weltsicht geopfert zu werden, die Gott in seinen Möglichkeiten beschränkt, wenn sie ihm überhaupt Handlungsspielraum einräumt – Gott, dem Herrn der Geschichte!
In treuer Verbundenheit mit Ihnen und unserer geliebten katholischen Kirche verbleibe ich
In Christus Ihr
Michael Hesemann“