Gerichtsurteil zur religiösen Beschneidung kritisiert

UNO-Experte für Religionsfreiheit sieht Fehlurteil.
Erstellt von Radio Vatikan am 6. Juli 2012 um 20:39 Uhr
Beschneidung Christi

Salzburg (kathnews/RV). Als „Fehlurteil“ hat der UNO-Sonderberichterstatter für Religionsfreiheit, Heiner Bielefeldt, das deutsche Gerichtsurteil zur religiösen Beschneidung von Buben kritisiert. Bei einer Tagung zum Thema „Religionsfreiheit“ am Freitag in Salzburg kritisierte der deutsche Philosoph und katholische Theologe, dass die Kölner Richter ihrer Sorgfaltspflicht bei der Abwägung zwischen dem Menschenrecht auf Religionsfreiheit und dem gebotenen Schutz eines Kindes nicht gerecht geworden seien.

„Die Religionsfreiheit kommt in diesem Urteil nicht angemessen vor. Und dort, wo sie vorkommt, wird sie verdreht. Auch die medizinische Beurteilung der Auswirkungen einer Beschneidung ist vom Kölner Landgericht trotz der vielen unterschiedlichen Ansichten von Experten in dieser Frage sehr rasch mit Köperverletzung beantwortet worden. Es gibt aber Unterschiede zu Fällen, in denen Eltern möglicherweise lebensrettende Bluttransfusion bei ihren Kindern verweigern, auch die Genitalverstümmelung bei Frauen ist ein anderes Thema. Beim der Bluttransfusion steht das Recht auf Leben deutlich über der Religionsfreiheit. Und niemals kann Religionsfreiheit ein Rechtfertigungsgrund für Genitalverstümmelung sein.“

Bielefeldt erinnerte daran, dass Religionsfreiheit eindeutig das Recht von Eltern auf die religiöse Sozialisation ihrer Kinder beinhaltet. Für viele Eltern sei die Beschneidung ein so wichtiges Anliegen, dass sie auch bei einer Strafandrohung damit nicht aufhören würden. Als „bizarr“ wertete der Menschenrechtsexperte das Argument der Kölner Richter, wonach durch die Beschneidung die Religionsfreiheit des Kindes verletzt werde, weil es dadurch später nicht mehr selbst entscheiden könne, welcher Religion es angehören wolle. Bielefeldt: „Wenn das stimmen würde, hätte das Christentum nie existieren können, denn die ersten Christen waren auch alle beschnitten.“

An der Tagung „Religionsfreiheit im Zeichen der Globalisierung und Multikulturalität“ nehmen noch bis Freitagabend zahlreiche Experten der Menschenrechte und Religionsfreiheit aus den Bereichen Wissenschaft, Politik und Religion teil. Anlass der Konferenz in der Salzburger Edmundsburg ist das 25-jährige Bestehen des Österreichischen Instituts für Menschenrechte.

Foto: Beschneidung Christi – Bildquelle: Kathnews

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