Gaudium et spes. Artikel 3

Einleitung von Gero P. Weishaupt: Die ersten drei Artikel von Gaudium et spes stellen eine EinfĂŒhrung in den gesamten Text dar, in dem der Mensch in der Welt von heute zentral steht. DrĂŒcken die KonzilsvĂ€ter in den ersten beiden Artikeln ihre Verbundenheit mit der Gemeinschaft der Menschen, an die sich die Konstitution wendet, aus, so betonen sie im dritten Artikel ihre Dienstbarkeit fĂŒr die Menschen, indem das Konzil im Dialog mit ihnen eintritt, auf ihre existentiellen Fragen eingeht, ihnen das âLicht des Evangeliumsâ bringt und âjene HeilskrĂ€fte bietet, die die Kirche selbst, vom Heiligen Geist geleitet, von ihrem GrĂŒnder empfĂ€ngtâ. Die Kirche will den Menschen âZeuge und KĂŒnder des Glaubens des gesamten in Christus geeinten Volkes Gottesâ sein, weil sie glaubt, dass in den Menschen âetwas wie ein göttlicher Same ⊠eingesenkt istâ. Das Gesetz Gottes als des Schöpfers ist in das Menschenherz hineingelegt. Darin liegt die Möglichkeit begrĂŒndet, alle Menschen anzusprechen. Denn der Mensch ist als Mensch, d.h. aufgrund seiner menschlichen Natur offen fĂŒr die göttliche Wahrheit.
Gaudium et spes. Artikel 3
âGewiĂ ist die Menschheit in unseren Tagen voller Bewunderung fĂŒr die eigenen Erfindungen und die eigene Macht; trotzdem wird sie oft Ă€ngstlich bedrĂŒckt durch die Fragen nach der heutigen Entwicklung der Welt, nach Stellung und Aufgabe des Menschen im Universum, nach dem Sinn seines individuellen und kollektiven Schaffens, schlieĂlich nach dem letzten Ziel der Dinge und Menschen. Als Zeuge und KĂŒnder des Glaubens des gesamten in Christus geeinten Volkes Gottes kann daher das Konzil dessen Verbundenheit, Achtung und Liebe gegenĂŒber der ganzen Menschheitsfamilie, der dieses ja selbst eingefĂŒgt ist, nicht beredter bekunden als dadurch, daĂ es mit ihr in einen Dialog eintritt ĂŒber all diese verschiedenen Probleme; daĂ es das Licht des Evangeliums bringt und daĂ es dem Menschengeschlecht jene HeilskrĂ€fte bietet, die die Kirche selbst, vom Heiligen Geist geleitet, von ihrem GrĂŒnder empfĂ€ngt.
Es geht um die Rettung der menschlichen Person, es geht um den rechten Aufbau der menschlichen Gesellschaft. Der Mensch also, der eine und ganze Mensch, mit Leib und Seele, Herz und Gewissen, Vernunft und Willen steht im Mittelpunkt unserer AusfĂŒhrungen. Die Heilige Synode bekennt darum die hohe Berufung des Menschen, sie erklĂ€rt, daĂ etwas wie ein göttlicher Same in ihn eingesenkt ist, und bietet der Menschheit die aufrichtige Mitarbeit der Kirche an zur Errichtung jener brĂŒderlichen Gemeinschaft aller, die dieser Berufung entspricht. Dabei bestimmt die Kirche kein irdischer Machtwille, sondern nur dies eine: unter FĂŒhrung des Geistes, des Trösters, das Werk Christi selbst weiterzufĂŒhren, der in die Welt kam, um der Wahrheit Zeugnis zu geben; zu retten, nicht zu richten; zu dienen, nicht sich bedienen zu lassen.â
Foto: KonzilsvĂ€ter â Bildquelle: Peter Geymayer / Wikipedia