Ganzheitlichkeit bei AIDS heißt Schenken

Radio Vatikan im Gespräch mit Pater Michael Czerny.
Erstellt von Radio Vatikan am 10. Februar 2013 um 16:53 Uhr
Kreuzigung Christi - Glaskunst

Vatikan (kathnews/RV). Bei Gesundheit geht es um Ganzheitlichkeit. Was das im Blick auf AIDS bedeutet, wollte Radio Vatikan von Pater Michael Czerny wissen, dem Gründungsdirektor des AIDS-Netzwerks afrikanischer Jesuiten (AJAN). Er betont, dass AIDS als komplexes menschliches Problem – und nicht als hauptsächlich medizinisches oder sexuelles – begriffen werden muss. Gerade auch die Kirche dürfe die Menschen nicht darauf reduzieren, sondern müsse ganzheitliche Antworten finden. Ein persönliches Gespräch mit einer AIDS-kranken Afrikanerin habe ihn gelehrt, worauf es ankomme: „Sie sagte mir zwei Dinge: ‚Wenn du mich nächstes Mal besuchen kommst, bring mir ein Geschenk mit.’ Das heißt mit anderen Worten: Nur weil es um AIDS geht, vergiss nicht, dass die Menschen hier viel Hilfe brauchen. Also bring ein Geschenk mit – was ich vergessen hatte. Dann sagte sie noch, und das ist noch wichtiger: ‚Und bete dafür, dass ich noch lebe, wenn du mich das nächste Mal besuchen kommst.’ Für mich hat sie durch diese Worte – bring ein Geschenk mit und bete für mich – auf den Punkt gebracht, was Menschen mit AIDS sich von der Kirche wünschen: Bringt uns die Dinge, die wir brauchen und betet mit und für uns.“

Was hilfreich ist, um Neuinfektionen einzudämmen, und was nicht, dazu hat Pater Michael nach seiner langjährigen Arbeit in Afrika eine klare Meinung: „Werbung für Kondome und das Verteilen von Kondomen ist keine hilfreiche Vorsorge-Strategie. Das heißt nicht, dass der Gebrauch von Kondomen, in einer bestimmten Beziehung, mit Disziplin und mit Regelmäßigkeit die Wahrscheinlichkeit reduzieren kann, sich in dieser Beziehung zu infizieren. Man kann das aber nicht verallgemeinern und sagen: Wenn für diese zwei Leute in ihrer speziellen Situation ein Kondom hilfreich ist, verteilen wir also eine Million Kondome und eine Million Paare werden geschützt sein.“ Durch die Suche nach einer „technischen Lösung“ trage man dazu bei, Sexualität auf eine triviale Sache zu reduzieren, die einfach zu kontrollieren sei und quasi „repariert“ werden könne. Richtig sei aber, Sexualität im Zentrum einer liebenden, stabilen und Leben schenkenden Beziehung zu sehen. Zentral sei in diesem Zusammenhang natürlich auch Treue gegenüber dem Partner.

Nicht der Markt sollte die Methoden der Hilfsarbeit bestimmen

Die katholische Kirche reduziere den Menschen nicht alleine auf seine Sexualität oder auf eine medizinische Sichtweise, betont Czerny. Auch deshalb sei die Kirche bei ihrer Arbeit kaum von finanziellen Mitteln abhängig. Das habe den Vorteil, dass die Hilfsarbeit mitnichten ende, wenn das Geld wegbreche. Dass zum Beispiel im Mai diesen Jahres ein Hilfsprogramm aus den USA für Südafrika endet und damit verbundene Fördergelder fehlen, entmutigt den Pater nicht: „Ich bin sehr traurig darüber, dass die Fördergelder für die Bekämpfung von AIDS in Afrika gestrichen werden, ich halte das für eine typische Ungerechtigkeit. Aber es ist nicht die erste und wahrscheinlich auch nicht die letzte Ungerechtigkeit. Wir müssen jetzt einfach mit unserer Arbeit weitermachen und sie verstärken. Das ist gar nicht so wahnsinnig teuer, aber es sind sehr, sehr viele Leute daran beteiligt: Nicht nur Priester und Schwestern, sondern auch sehr viele Laien in den Gemeinden, in der Nachbarschaft, in Schulen, auf dem Land… Sie alle kümmern sich um ihre Nachbarn und tun im Grunde nur das, was Christus für sie tut: Sie haben keine Berührungsängste, sie umarmen sich, sie helfen den Kranken Heilung zu finden und wieder Hoffnung im Leben zu haben, auch wenn sie diese sehr schlimme Krankheit haben.“

Foto: Kreuzigung Christi – Bildquelle: Andreas Gehrmann

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