„Europa braucht die Stimme der Kirche“

Der italienische Ministerpräsident Mario Monti im Interview mit Radio Vatikan.
Erstellt von Radio Vatikan am 19. Januar 2012 um 10:15 Uhr
Petersdom

Vatikan (kathnews/RV). Die Europäische Union muss auf die Stimme der katholischen Kirche hören, denn die Kirche sei für Europa eine Brückenbauerin. Das sagt im Interview mit Radio Vatikan der italienische Ministerpräsident Mario Monti. „Die katholische Kirche geht über die Mauern der Nationen hinaus. Gleichzeitig bekräftigt die Kirche die Bedeutung der Einheit, und das bedeutet vor allem Respekt, Verantwortung und Solidarität. Die Krise in Europa verlangt von uns allen, dass wir mit Zuversicht in die Zukunft blicken. Dazu sind Mut und Hoffnung unabdingbar, aber man darf auch nie die eigenen Wurzeln vergessen.“

In dem Gespräch habe man sich auch konkret über Europa unterhalten. Die europäische Einheitswährung müsse stärker als Integrationsmittel und nicht als Gefahr für die europäische Einheit angesehen werden, so Monti. Die Annahme, der Euro sei der Grund der Krise, sei ein wirtschaftlicher Irrtum. Sie bedeute darüber hinaus aber auch, dass man andere, hausgemachte Probleme auf Europa abschieben wolle. Den Euro aufzugeben hieße heute, die Schwächsten und Ärmsten in die Unsicherheit aufzugeben. „Vor einer Krise dürfen eine Gesellschaft und eine Regierung nicht fliehen, als ob man von bösen Wölfen bedroht wird. Wie Papst Benedikt immer wieder betont, müssen wir mit den Mittel der Vernunft neue Wege gehen, die uns aus der Krise verhelfen können. Der Glaube spielt ebenfalls eine wichtige Rolle und darf nicht einfach als eine persönliche und im stillen Kämmerlein versteckte Eigenschaft gelten. Der Glaube muss von der Politik ernst genommen werden.“ In den Feldern der Erziehung, der Integration und der zivilen und moralischen Verantwortung sei der Beitrag der Kirche zur Gesellschaft präzise, so Monti.

Der Glaube sei ein Wert, der zu teilen sei. Monti zitierte den jungen Theologen Ratzinger: Sowohl der Glaubende wie auch der Nichtglaubende teilten, jeder auf seine Weise, Glauben und Zweifel. Man könne weder dem Glauben noch dem Zweifel vollständig ausweichen, damit habe der Glaube seine feste Rolle im Dialog einer Gesellschaft. Das Treffen mit Papst Benedikt am vergangen Samstag sei für ihn sehr wichtig gewesen, so Monti. „Der Heilige Vater hat in unserem Gespräch betont, dass die Unterscheidung zwischen Politik und Religion dazu dient, die Religionsfreiheit zu schützen und den Schutz des Staates gegenüber ihren Bürgern anzuerkennen. Der italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano hat seinerseits auf die Bedeutung eines laizistischen Staates hingewiesen. Der Staat umarmt sozusagen die soziale und öffentliche Bedeutung der Religionsgemeinschaften. Ich unterstütze das persönlich sehr und finde es wichtig, dass es eine Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche gibt.“

Foto: Petersdom – Bildquelle: M. Bürger, kathnews

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