Erkennt, wie groß die Liebe Gottes ist

Homilie des heiligen Caesarius von Arles zum Evangelium des dritten Sonntages im Jahreskreis, Lesejahr A in der sogenannten ordentlichen Form des Römischen Ritus.  Text aus: CCL 104.593.  Übersetzung: Gero P. Weishaupt.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 21. Januar 2017 um 15:00 Uhr
Beichtstuhl

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus (4, 12-23 [oder 17])

12Als Jesus hörte, dass man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, zog er sich nach Galiläa zurück. 13Er verließ Nazaret, um in Kafarnaum zu wohnen, das am See liegt, im Gebiet von Sebulon und Naftali. 14Denn es sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist: 15Das Land Sebulon und das Land Naftali, die Straße am Meer, das Gebiet jenseits des Jordan, das heidnische Galiläa: 16das Volk, das im Dunkel lebte, hat ein helles Licht gesehen; denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, ist ein Licht erschienen. 17Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. 18Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, genannt Petrus, und seinen Bruder Andreas; sie warfen ihre Netze in den See, denn sie waren Fischer. 19Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. 20Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm. 21Als er weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren mit ihrem Vater Zebedäus im Boot und richteten ihre Netze her. Er rief sie, 22und sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten Jesus. 23Er zog in ganz Galiläa umher, lehrte in den Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte im Volk alle Krankheiten und Leiden.

Über den heiligen Caesarius von Arles 

Homilie des heiligen Caesarius von Arles

Beim Vortrag des Evangeliums, Geliebte, hörten wir: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. Das Himmelreich ist Christus, der zweifellos Gutes und Böses kennt und über alle Fälle richtet. Wir wollen daher Gott zuvorkommen im Bekenntnis der Sünde und vor dem Gericht alle Irrtümer der Seele wiedergutmachen. Es ist riskant, wenn man nicht wissen sollte, mit welcher Therapie die Sünde geheilt wird. Vor allem weil wir erkennen, dass  wir die Ursachen unserer Nachlässigkeit benennen werden, müssen wir Buße tun.

Erkennt, meine Geliebten, wie groß doch die Liebe Gottes zu uns ist, dass er die Schuld der zugelassenen Anklage vor Gericht durch Genugtuung begleichen will. Eben darum schickt der gerechte Richter eine Ermahnung voraus, um das strenge Recht einmal durchzusetzen. Es ist nicht schlimm, meine Geliebten, dass er von uns Tränen fordert. Das geschieht, damit die Buße das, was die Nachlässigkeit vernichtet hat, erneuert. Denn Gott weiß, dass der Mensch nicht immer bei seinem lauteren Entschluss bleibt: Häufig sündigt er in leiblicher Begierde oder er wankt in dem, was er sagt. Darum lehrt er ihn den Weg der Bekehrung, wodurch er das, was er zerstört hat, erneuert und das, was er durch Versagen beschädigt hat, wiederherstellt. Wenngleich daher seiner Vergebung sicher, muss der Mensch doch stets über seine Schuld wehklagen. Obgleich die menschliche Natur an vielen Wunden leidet, soll niemand verzweifeln, weil Gott vollauf großzügig ist. Allen, die ermattet sind, schenkt er bereitwillig die Güter seiner Barmherzigkeit.

Doch vielleicht sagt jemand im Volk: Warum soll ich Furcht haben, der ich doch nichts Böses tue? Höre, was der Apostel Johannes dazu sagt: Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, dann täuschen wir uns selbst und die Wahrheit ist nicht in uns. Niemand soll euch also täuschen, meine Geliebten. Die schlimmste Art der Sünde ist gerade, die Sünde nicht erkennen. Alle freilich, die ihre Missetaten anerkennen, könnten durch Buße mit Gott versöhnt werden. Niemand verdient es mehr wegen seiner Sünden beweint zu werden als der, der meint, keinen Grund zum Weinen zu haben. Darum rufe ich euch auf, Geliebte, dass ihr euch gemäß dem Schriftwort unter der starken und mächtigen Hand Gottes erniedrigt. Und weil niemand ohne Sünde ist, gibt es niemanden ohne Genugtuung. Denn gerade dadurch ist jemand schuldig, wenn er vermessen denkt, er sei unschuldig. Jemand kann geringere Schuld auf sich geladen haben, doch untadelig ist niemand. Es besteht natürlich ein Unterschied zwischen ihnen, aber niemand ist von einem Vorwurf frei. Und darum, Geliebte, sollen die, die schwerer gefehlt haben, aufrichtiger um Verzeihung bitten. Die aber, die von ziemlich unangenehmem Übel gereinigt sind, sollen darum bitten, nicht mehr beschmutzt zu werden.

Das gewähre uns unser Herr Jesus Christus, der mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen.

Foto: Beichtstuhl – Bildquelle: Bene16

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