Eine kulinarische Reise durch den Heiligenkalender

Eine Buchbesprechung von Sonja Hagen.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 23. Oktober 2012 um 22:32 Uhr

Das Sprichwort sagt, dass Liebe durch den Magen geht. Sprichwörtlich geworden ist auch die Bibelstelle: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“ bei Mt 4,4. Beide Einsichten treffen sich gleichsam in einem besonderen Kochbuch. Es ist bereits im Jahr 2003 im Augsburger St. Ulrich Verlag erschienen und ist das Werk des aus Bamberg gebürtigen, in Kanada lehrenden Informatikprofessors und Hobby-Kochs Ernst Schuegraf. Es trägt den Titel: „Himmlisch kochen“. Der Untertitel verrät, dass es Gerichte zu Heiligenfesten aus aller Welt zusammenstellt, und so kann man beim Durchblättern dieses schön ausgestatteten und ansprechend illustrierten Buches das Sprichwort abwandeln und sagen, dass auch die Liebe zu den Heiligen und die Heiligenverehrung durch den Magen gehen können.

Das Buch folgt einem alphabetischen Aufbau; einem knappen biographischen und legendarischen Abriss zu den einzelnen Heiligen ist jeweils meistens ein spezielles Gericht, das traditionellerweise ihnen zu Ehren an ihrem Festtag zubereitet und verspeist wird, gegenübergestellt. Manchmal sind gleich mehrere Rezepte angegeben. Der Zusammenhang der Speisen mit dem oder der Heiligen leuchtet nicht immer auf Anhieb ein, häufig aber ist er recht offensichtlich durch kulinarische Parallelen und Anspielungen auf ein spezielles Ereignis oder Vorkommnis im Leben des oder der beschriebenen Heiligen, wie beispielsweise beim Apostel Thomas, an dessen Festtag sogenannte Thomasstriezeln gebacken werden, deren Gestalt an die Finger erinnert, die der Heilige in die Male der Nägel legen wollte, um zum Glauben an die Auferstehung Christi gelangen zu können (vgl. Joh 20, 25).

Gegen Ende des Buches sind die Heiligen, die im Buch vorkommen, noch einmal kalendarisch aufgelistet und kann man die Gerichte auch geordnet nach den Kategorien „Vorspeisen – Suppen“, „Hauptspeisen“, „Beilagen – Brot“ sowie „Nachspeisen und Kuchen“ auffinden. Ein wenig verwundert ist man, dass Schuegraf offensichtlich zu sehr bekannten und volkstümlichen Heiligen, wie etwa dem heiligen Christophorus oder dem heiligen Florian keine lukullischen  Reminiszenzen finden konnte, dafür aber Hommagen der Kochkunst an eher unbekannte Heilige in dem Buch zusammengetragen hat, wie etwa an St. Walarich oder St. Florus. Obgleich die Rezepte zweifelsohne ausnahmslos auf ein, aus der lokalen Volksfrömmigkeit entstandenes Brauchtum zurückgehen, ist man natürlich frei, die Gerichte ganzjährig zuzubereiten, nicht bloß am Fest des damit ursprünglich oder traditionell geehrten Heiligen. Freilich sind die Zutaten häufig jahreszeitlich begrenzt verfügbar und ergab sich daraus in früheren Zeiten bisweilen eine relative Terminabhängigkeit vom liturgischen Kalender.

Unmäßigkeit im Essen und Trinken gilt als eine der sieben Hauptsünden. Das hier vorgestellte Buch eröffnet dazu eine fromme und angenehme Alternative, die Heiligen mit Gaumenfreuden genussvoll zu verehren, indem man ihnen zu Ehren besondere Köstlichkeiten zubereitet und isst. Wer also die Mahnung der heiligen Theresia von Avila: „Wenn fasten, dann fasten, wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn!“, beherzigen, sich dabei aber nicht absolut auf Geflügel beschränken will, der greife zum originellen und abwechslungsreichen Buch „Himmlisch kochen“.
Gesegnete Mahlzeit und guten Appetit!

Schuegraf, Ernst, Himmlisch kochen
Gerichte zu Heiligenfesten aus aller Welt:
von Ambrosiuscreme bis Valentinskuchen
Augsburg 2003
ISBN: 978-3-936484-17-5
gebunden, 176 Seiten, 205 mm x 255 mm,
EUR 24,90 (D), sFr 35,50, EUR 25,60 (A)

Foto: Himmlisch kochen – Bildquelle: St. Ulrich Verlag

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