Eine Buchvorstellung: „Eines Tages“ – Ein Roman wider das Vergessen

Corinna Turner verlegt die Entführung der Chibok-Schülerinnen nach Europa.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 1. Dezember 2017 um 11:01 Uhr

Als 2014 in Nigeria 276 Schülerinnen von der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram aus ihrer Schule entführt wurden, war das Entsetzen groß. In Windeseile ging die Nachricht um den Globus. Politiker in den USA und Europa forderten die Freilassung der Mädchen. Doch schon bald schwanden das Interesse und das Mitgefühl der Weltöffentlichkeit, erlahmte die Suche nach den Entführten.

Corinna Turner wollte dies nicht hinnehmen. „Als die Tage sich zu Wochen hinzogen und die Wochen schließlich zu Monaten, ohne dass es Fortschritte gab, und die Welt die Mädchen zu vergessen begann, ist in mir der Wunsch gewachsen, irgendwie zu helfen. Mich in den Urwald Nigerias zu begeben, war unrealistisch. Also habe ich das getan, was für eine Schriftstellerin das Nächstliegende ist: Ich habe die Geschichte der Mädchen geschrieben.“

Hierzu wertete die englische Autorin zahlreiche Augenzeugenberichte aus Nigeria aus, teils von inzwischen entflohenen oder befreiten Chibok-Schülerinnen, teils von anderen Opfern der islamistischen Extremistengruppe Boko Haram und Angehörigen der Sicherheitskräfte. Herausgekommen ist der Roman „Eines Tages“, der sich, bei aller dichterischen Freiheit im Detail, so weit als möglich an den realen Ereignissen orientiert.

Doch Corinna Turner tat noch ein Ãœbriges, um den europäischen Leser aufzurütteln, der sich mehr Gedanken macht um Chlorhühnchen als um das Schicksal der bedrängten Menschen in Afrika: Sie hat den Schauplatz der Geschehnisse nach England verlegt. „Stellt man sich vor, es sei die eigene Schwester oder Tochter, die da entführt wurde, dann sagt keiner so leicht ,Vergiss sie. Das Leben geht weiter’“, erklärt sie ihr ungewöhnliches Vorgehen.

So ist es ein englisches Mädcheninternat auf dem Land, wo in der Nacht vor den Abschlussprüfungen Soldaten wegen eines Bombenalarms die Gebäude evakuieren. Zunächst glauben die Schülerinnen an einen Probealarm, der freilich zur Unzeit kommt. Doch bald müssen sie zu ihrem Schrecken erkennen, dass die uniformierten Männer keine richtigen Soldaten sind. Alleluia Williams – ebenso glaubens- wie willensstark – kann zahlreiche Mädchen zur Flucht überreden, während sie in einem Pferdetransporter verschleppt werden. Etwa 50 von ihnen springen während der Fahrt durch eine eingetretene Tür. Die Mädchen in den übrigen Transportern werden dagegen auf ein Schiff verladen, das mit unbekanntem Ziel das offene Meer ansteuert. Schon kurz darauf erhalten die Schülerinnen eine neue Art von Unterricht: Sie müssen arabische Verse rezitieren. Sind darunter die Worte, die sie zu Mosleminnen machen? Wie weit dürfen/müssen sie gehen? Eine jede ringt um ihre eigene Antwort. Und auch der Leser kommt nicht darum herum, sich mit dieser Frage zu beschäftigen: Wäre ich bereit, für meinen Glauben zu sterben?

Der Roman ist als Ich-Erzählung angelegt, erzählt wird jedoch aus der Perspektive verschiedener Personen: aus der Perspektive der entführten Mädchen, der Teilnehmer der Suchmannschaft, der Helfer – die alle auch Anhänger verschiedener Religionen sind.

Im April 2016 – genau zum 2. Jahrestag der Entführung – erschien der Roman in England. Er richtet sich besonders an ältere Jugendliche ab 16 Jahren. Nun hat ihn der VERLAG PETRA KEHL in deutscher Übersetzung herausgebracht. Zwar wurden im Mai 2017 82 der entführten Mädchen im Austausch gegen inhaftierte Boko Haram-Mitglieder freigelassen, doch von etwa 100 Schülerinnen fehlt noch immer jede Spur. Sie dürfen nicht vergessen werden.

Der Erlös des Romans fließt über KIRCHE IN NOT in Projekte in Nigeria.

Das Vorwort zum Buch stammt aus der Feder von S.E. Mons. Ignatius Kaigama, Erzbischof von Jos in Nigeria; ein Geleitwort verfasste Karin Maria Fenbert, Geschäftsführerin von KIRCHE IN NOT Deutschland.

Corinna Turner
Eines Tages
Wird der Albtraum jemals enden?
Broschiert, 198 Seiten
ISBN 978-3-930883-90
€ 8,90
VERLAG PETRA KEHL, 36093 Künzell
info@verlag-kehl.de

Foto: Eines Tages – Buchcover – Bildquelle: VERLAG PETRA KEHL

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