Ein ambivalent nützliches „Geschenk“ zum 2. Thronjubiliäum von Papst Franziskus

Assoziationen und Überlegungen zu den Folgen der jüngsten unerlaubten Bischofsweihe, wodurch Weihender und Geweihter sich die Tatstrafe der Exkommunikation zugezogen haben.
Erstellt von Clemens Victor Oldendorf am 21. März 2015 um 18:36 Uhr
Niedere Weihen bei der FSSPX

Kommentar und Einschätzungen von Clemens Victor Oldendorf:

Am Fest des heiligen Josef, dem vergangenen 19. März, zugleich zweiter Jahrestag der Inauguration von Papst Franziskus, hat Bischof Richard Williamson den Priester Jean-Michel Fauré eigenmächtig und ohne den regulär erforderlichen päpstlichen Weiheauftrag in Brasilien zum Bischof konsekriert. Einen Tag zuvor hat Fauré ein Interview gegeben, das in englischer Sprache hier zugänglich ist.

Sedisvakantistisch ist Msgr. Fauré diesem Interview nach eindeutig nicht. Das macht die Lage für die Priesterbruderschaft St. Pius X. nach meiner Einschätzung noch komplexer, vor allem, weil der neugeweihte Bischof nach Frankreich übersiedeln wird, wo er die Gründung eines Priesterseminars beabsichtigt.

Unterschied in Tonfall und praktischer Einschätzung der Lage

Wenn man es genau nimmt, gibt es meines Erachtens  in den Positionen keinen wesentlichen Unterschied zu den Standpunkten, die die Piusbruderschaft immer vertreten hat und die zu vertreten auch Fellay zweifelsohne für sich in Anspruch nehmen würde. Der Unterschied scheint mir ein rein praktischer zu sein und in einem weniger diplomatischen Ton zu bestehen und eben in einer verneinenden Beurteilung der ebenfalls rein praktischen Frage, ob derzeit Gespräche mit Rom zielführend sein können oder nicht.

Das Generalhaus der Priesterbruderschaft St. Pius X. hat noch am Tag der Bischofsweihe eine offizielle Stellungnahme abgegeben (welche kathnews umgehend dokumentiert hat), die den Anspruch Williamsons und Faurés zurückweist, sich in einer identischen Situation zu befinden, wie sie Erzbischof Lefèbvre 1988 zur Begründung seiner Entscheidung herangezogen hat, notfalls auch ohne Erlaubnis Johannes Pauls II. und sogar gegen dessen ausdrückliches Verbot, Bischöfe zu weihen.

Die Unterschiede zu damals zeigt das Generalhaus meines Erachtens sachlich und zutreffend auf. Naturgemäß nehmen Williamson und Fauré die Situation anders wahr, wie überhaupt diese Konsekration eine Konsequenz der grundsätzlich vielleicht nicht gerade entgegengesetzten, aber wohl doch prinzipiell pessimistischeren Einschätzung der Lage der Kirche ist. Da Fauré nur zwei Jahre jünger als Williamson ist, hatte ich zuerst die Vermutung, es handele sich bei dieser Bischofsweihe um ein weiteres, typisches Stör-Manöver Williamsons, inzwischen habe ich einen differenzierteren Eindruck gewonnen.

Distanzierung des Generalhauses klar und ausgewogen

An dieser Stelle muss man zum Verständnis für diejenigen, die nur eine oberflächliche und vielleicht nicht so interne Kenntnis der Priesterbruderschaft St. Pius X. haben, ganz klar sagen, dass das Generalhaus sich in seiner Stellungnahme so deutlich wie möglich positioniert hat und jede noch schärfere Distanzierung absolut kontraproduktiv gewesen wäre, denn ich denke, auch schon so werden recht viele, die Skepsis gegenüber dem Kurs Fellays haben, in Fauré eine Alternative erblicken, ohne in den Sedisvakantismus abgleiten zu müssen. Einerseits kann das Fellay entlasten.

Da aber Fauré in Frankreich, dem Kernland der Piusbruderschaft, residieren wird, und Traditionalisten psychologisch tendentiell eher zu der Position neigen, die ihnen „strenger“, „konsequenter“, erscheint, können sich andererseits leicht viele Priester und Gläubige, vor allem auch befreundete Ordensgemeinschaften, von Fauré angezogen fühlen. Dann hat die FSSPX ernsthafte Konkurrenz, sozusagen etwas, das mit dem Anspruch auftritt, „die wahre Priesterbruderschaft“ zu sein.

Rhetorische Ebene und praktische Bewährung ohne kontraproduktiven Vertrauensverlust?

Wenn auch Fellay, was sehr gut ist, die prinzipielle Gesprächsbereitschaft mit Rom und dem Papst betont, wird er, um diese Konkurrenzsituation meistern zu können, verdeutlichen müssen, was sowieso alle wissen, momentan steht ohnehin keine konkrete, institutionelle Einigung oder kirchenrechtliche „Lösung“ der FSSPX mit Rom bevor. Unter Benedikt XVI. schien diese Option zeitweilig real zu bestehen, und da waren Leute wie Fauré eben weniger optimistisch als Fellay, was an sich nicht verboten sein kann. Und in diesem Zusammenhang ist es vielleicht ein riskanter Schwachpunkt der Stellungnahme des Generalhauses, Williamson und Fauré, sowie den mit ihnen verbundenen Gläubigen vorzuwerfen, die kirchliche Autorität nur noch auf einer rein rhetorischen Ebene anzuerkennen, denn von recht vielen, unterschiedlichen Seiten in der Kirche könnte Fellay aufgefordert werden, dazu den praktischen Unterschied in der von ihm geleiteten Priesterbruderschaft St. Pius X. unter Beweis zu stellen.

Also insgesamt eine Konkurrenz, die vermeidbar gewesen wäre, jetzt dafür aber sehr unangenehm werden kann. Vor allem auch, weil Fauré eben doch bereits 73 Jahre alt ist und deshalb wahrscheinlich sogar bald mit der Weihe weiterer, jüngerer Bischöfe zu rechnen ist. Diese Konstellation schadet nicht nur der Priesterbruderschaft St. Pius X., sondern beeinträchtigt vermutlich auch die Ecclesia-Dei-Gemeinschaften und führt möglicherweise zu einer kirchenrechtlich eigentlich konsequenteren, restriktiveren Anwendung von Summorum Pontificum: Jedenfalls für all diejenigen, die sich bis dato darauf gestützt haben, um de facto exklusiv die Römische Liturgie von 1962 zu praktizieren, obwohl diese doch laut Motu Proprio nur außerordentlich ist, demnach also kirchenrechtlich strenggenommen von niemandem, der sich auf Summorum Pontificum stützt, ausschließlich, eigentlich nicht einmal überwiegend, gefeiert werden kann.

Foto: Spendung der niederen Weihen bei der FSSPX – Bildquelle: fsspx.info

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