„Die eigene politische Verantwortung wahrnehmen“

Bischöfe in Rheinland-Pfalz rufen zur Landtagswahl 2011 auf.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 23. MĂ€rz 2011 um 09:09 Uhr

Mainz (kathnews).Die rheinland-pfĂ€lzischen Bischöfe haben in einer gemeinsamen ErklĂ€rung zur Beteiligung an den bevorstehenden Landtagswahlen aufgerufen. Die Wahlen finden am kommenden Sonntag, 27. MĂ€rz 2011 statt. Es gelte, durch eine kluge, besonnene und verantwortungsbewusste Wahlentscheidung die eigene politische Mitverantwortung wahrzunehmen, heißt es in dem Aufruf. Im Mittelpunkt des Aufrufs stehen Themen wie Lebensschutz, Ehe und Familie, aber auch Werte und die Arbeitslosigkeit. Die Bischöfe rufen die Verantwortlichen in der Politik dazu auf, alles zu unternehmen, „womit die bedrĂŒckende Situation der Arbeitslosigkeit nachhaltig verbessert werden kann“.  Kathnews dokumentiert den Wahlaufruf der rheinland-pfĂ€lzischen Bischöfe zu den Landtagswahlen 2011 im Wortlaut.

Liebe Schwestern und BrĂŒder in den BistĂŒmern von Rheinland-Pfalz,

die wahlberechtigten BĂŒrgerinnen und BĂŒrger des Landes sind am 27. MĂ€rz 2011 aufgerufen, den 16. Landtag zu wĂ€hlen. FĂŒr die sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklungen unseres Landes werden auch in den nĂ€chsten fĂŒnf Jahren wichtige Entscheidungen zu treffen sein. Durch die Beteiligung an der Wahl kann jeder WĂ€hler die politischen Lösungen beeinflussen. Daher bitten wir alle katholischen Christen, wĂ€hlen zu gehen und durch eine kluge, besonnene und verantwortungsbewusste Wahlentscheidung die eigene politische Mitverantwortung wahrzunehmen.

Die WĂ€hlerinnen und WĂ€hler erwarten von den Parteien im Wahlkampf erkennbare, unterschiedliche politische Auffassungen und Ziele, aber auch, dass diese nach den Wahlen Bestand haben. NatĂŒrlich ist es in einer Mehr-Parteien-Demokratie auch notwendig, Kompromisse zu finden und gegebenenfalls auf die uneingeschrĂ€nkte Durchsetzung eigener Ziele zu verzichten.

Bei der Vielzahl von politischen Zielen sowie bei vielen GrĂŒnden und Motiven der Wahlentscheidung des Einzelnen sollten nach unserer Auffassung folgende Überlegungen mitbedacht werden:

Werte: SolidaritĂ€t – Soziale Gerechtigkeit…

Nachhaltige und gerechte Lösungen fĂŒr die anstehenden Probleme können nur auf der Grundlage einer festen Wertordnung gefunden werden, die das Grundgesetz und die rheinland-pfĂ€lzische Verfassung bieten. Die katholische Soziallehre enthĂ€lt zusĂ€tzliche Kriterien wie PersonalitĂ€t, SolidaritĂ€t und SubsidiaritĂ€t aber auch Soziale Gerechtigkeit und Gemeinwohl, die auch in den nĂ€chsten Jahren bei der Suche nach Lösungen Orientierung geben können.

MenschenwĂŒrde und Schutz des Lebens

Zu einer Kultur der MenschenwĂŒrde gehört vor allem der Schutz des menschlichen Lebens. Er gilt fĂŒr jede Lebensphase und insbesondere dann, wenn der Mensch am schwĂ€chsten ist. Er gilt von der Zeugung, der Schwangerschaft bis zur Pflege im Alter, zur Sterbebegleitung und zum Lebensende.

Ehe und Familie

Unser Augenmerk gilt weiterhin Ehe und Familie. Diese zu fördern und zu stĂŒtzen sowie insbesondere die Eigenverantwortung zu stĂ€rken, bleibt eine politische Aufgabe. Dabei ist es notwendig, die Gefahr von Familienarmut abzuwenden bzw. zu verringern, fĂŒr die Familien allgemein gute Bedingungen zu schaffen bzw. zu erhalten, das Wohl der Kinder zu sichern, ohne dabei die Interessen der Eltern zu ĂŒbersehen.

Arbeitslosigkeit und Armut

Arbeitslosigkeit ist eine zentrale Quelle von Armut – sie trifft Familien, junge wie auch Ă€ltere Menschen und schließt sie von wichtigen Teilen gesellschaftlichen Lebens aus. Die Politik sollte alles unternehmen, womit die bedrĂŒckende Situation der Arbeitslosigkeit nachhaltig verbessert werden kann.

Bildung

Eine gute Bildung ist fĂŒr alle jungen Menschen notwendig. Sie schafft die Voraussetzung, fĂŒr sich selbst Verantwortung zu ĂŒbernehmen und sein Leben  eigenstĂ€ndig zu gestalten. Gleichzeitig ermöglicht und stĂ€rkt sie die Mitarbeit am Gemeinwohl. Bildungs- und Chancengerechtigkeit sind wichtige MaßstĂ€be fĂŒr die Weiterentwicklung unseres Bildungs- und Erziehungswesens.

Gerechtigkeit fĂŒr die nĂ€chsten Generationen

Auch das allgemeine Ziel der Generationengerechtigkeit darf nicht ĂŒbersehen werden. Sie bedeutet den Erhalt einer Umwelt, die zukĂŒnftigen Generationen gute Lebensbedingungen ermöglicht. Sie bedeutet aber auch, unseren Kindern und Kindeskindern nicht ĂŒber GebĂŒhr materielle und finanzielle Belastungen zu hinterlassen.

NĂ€chstenliebe – Hilfe zur Selbsthilfe

Neben dieser staatlichen SolidaritĂ€t fĂŒr alle mit der Zielsetzung, dass niemand durch das soziale Netz fĂ€llt, bedarf es auch weiterhin einer unmittelbaren SolidaritĂ€t zwischen den BĂŒrgern. Diese wurzelt fĂŒr uns Christen im Gebot der NĂ€chstenliebe, die aus der Gottesliebe ihre Kraft schöpft. Wo allerdings der Einzelne, die Familie, aber auch die kleine Gruppe eine UnterstĂŒtzung braucht, muss es vor allem um eine Hilfe zur Selbsthilfe gehen.

An die jungen Leute: WĂ€hlen und Einfluss nehmen!

Wir wenden uns insbesondere an die jungen Mitmenschen, die zum ersten Mal zur Wahl aufgerufen sind: Nutzen Sie die Chance, mit Ihrer Stimme Einfluss auf die Politik unseres Bundeslandes zu nehmen.

Unser Dank gilt den Abgeordneten des bisherigen Landtags, die fĂŒr menschliche Werte und Überzeugungen eingetreten sind. Unser Land braucht auch weiterhin Frauen und MĂ€nner, die sich in Verantwortung vor Gott und den Menschen im nĂ€chsten Landtag engagieren und so dem Gemeinwohl dienen. Sie bedĂŒrfen der UnterstĂŒtzung durch die WĂ€hlerinnen und WĂ€hler.

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