„Bring den Völkern endlich Frieden, kehr zur Heimat bald zurück!“

Ein Kommentar von Kathnews-Chefredakteur Benjamin Greschner.
Erstellt von am 21. Juli 2011 um 08:34 Uhr

Sie ist eine bekannte und schöne Melodie, die österreichische Kaiserhymne. Am vergangenen Samstag erschallte sie im Wiener Stephansdom, als letzter Gruß an den verstorbenen Kaisersohn Otto von Österreich. Ein letzter Gruß an einen Mann, dessen Leben nicht so verlaufen ist, wie man es in seiner Kindheit hätte erwarten können. Geboren wurde Erzherzog Otto als kaiserlicher und königlicher Prinz, mit der Gewissheit, einmal selbst Kaiser von Österreich und König von Ungarn und zahlreichen weiteren Ländern zu werden. Doch sein Leben verlief nicht so, wie man es erwartet hatte. Es verlief anders und doch erfüllte Erzherzog Otto einen Anspruch, der schon sehr früh an ihn gestellt wurde.

Es war in den 1920er Jahren, die Doppelmonarchie war wenige Jahre zuvor abgeschafft worden, als die alte Kaiserhymne in Monarchie treuen Kreisen einen neuen Text erhielt, einen Text, der sich an den im Exil lebenden Kaisersohn Otto richtete: „In Verbannung, fern den Landen, weilst Du, Hoffnung Österreichs. Otto, treu in festen Banden, steh’n zu Dir wir felsengleich…“ lauten die ersten Zeilen des neuen Textes für die altehrwürdige Hymne. Die zusätzliche Strophe für die Kaiserhymne endet mit einer Bitte an den Kaisersohn: „Bring den Völkern endlich Frieden, kehr zur Heimat bald zurück!“. Nun, Jahrzehnte nach der Abschaffung der Monarchie und wenige Tage nach dem Tod des einstigen Thronfolgers wissen wir, dass er gerade dieser Bitte mit einer Hingabe und Überzeugung gefolgt ist, wie kein Zweiter.

Otto von Österreich glaubte daran, dass Europa in Frieden und Einheit leben kann und wusste, dass dieses Europa ein christliches Fundament braucht, um bestehen zu können. So engagierte er sich über Jahrzehnte hinweg in der Paneuropa-Bewegung, war Abgeordneter des Europäischen Parlaments und steckte all seine Kraft und seinen Tatendrang in die Idee eines geeinten, friedvollen und christlichen Europas. Der Einfluss des Kaisersohns auf den europäischen Einigungsprozess und den Fall des Eisernen Vorhangs wird dabei von vielen Menschen oft unterschätzt. Man erinnere an dieser Stelle besonders an das Paneuropäische Picknick, bei dem rund 700 DDR-Bürger über Ungarn in den Westen ausreisen konnten. Das Paneuropäische Picknick war wohl einer der Meilensteine auf dem Weg der europäischen Einigung und Teil des Anfangs vom Ende des Kommunismus in Europa.

„Bring den Völkern endlich Frieden, kehr zur Heimat bald zurück!“. Otto von Österreich hat seinen ganz persönlichen Beitrag zur europäischen Einigung gegeben und sich mit Herz und Verstand für Frieden unter den Völkern eingesetzt. Dafür sollten wir ihm auch nach seinem Tode von Herzen dankbar sein. Zur Heimat ist der einstige Kaisersohn nun auch zurückgekehrt, nicht als Herrscher, nicht als Restaurator eines untergegangenen Reiches, sondern als ein „sterblicher, sündiger Mensch“, wie es in der ehrwürdigen Anklopf-Zeremonie vor der Kapuzinerkirche in Wien am vergangenen Samstag hieß. Otto von Österreich, Kaisersohn, Christ, Europäer, wir danken Dir für all das, was Du für unseren Kontinent getan hast, mit den Worten des Wiener Kardinals Christoph von Schönborn: „Vergelt’s Gott, hoher Herr!“.

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