„Bereicherung“ statt „Reform der Reform“

Kathnews entspricht dem Wunsch von Papst Franziskus.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 14. Juli 2016 um 14:47 Uhr
Papst Franziskus

Von Gero P. Weishaupt:

„Ausdrücklich erwähnte Kardinal Sarah in London seine Audienz beim Papst Franziskus im April diesen Jahres. Dabei habe ihn dieser darum gebeten, sich mit der Frage einer „Reform der Reform“ zu befassen und dabei auch zu berücksichtigen, auf welche Weise sich beide Formen des römischen Ritus gegenseitig bereichern können.“ Das schreibt Regina Einig in der Ausgabe der Tagespost vom 14. Juli 2016.

Bereicherung der nachkonziliaren Liturgie durch die klassische Form des Römischen Ritus

In seiner am vergangenen Montag über den Pressesaal des Vatikans im Einvernehmen mit Kardinal Sarah verlauteten Erklärung hat Papst Franziskus den Wunsch geäußert, nicht von der „Reform der Reform“ zu sprechen, da dies zu Missverständnissen führen könnte. Darum soll in dieser Kathnews-Reihe nicht mehr davon die Rede sein. Tatsächlich mied Papst Benedikt XVI., der als Kardinal Ratzinger zu verschiedenen Anlässen von der „Reform der Reform“ der nachkonziliaren Liturgie gesprochen hat, diese Formulierung in seinen päpstlichen Schreiben. Im Motu Proprio „Summorum Pontificum“, mit dem er die die klassische Liturgie allgemein wieder zugelassen hat und das grade ein Meilenstein auf dem Weg zu einer „Reform der Reform“ darstellt, spricht er von einer „Bereicherung“ der beiden Formen des Römischen Ritus. Die klassische und die nachkonziliare Liturgie sollen sich gegenseitig befruchten, bereichern. Für die nachkonziliare Messliturgie heißt das, dass sie durch die Bereicherung aus der klassischen Liturgie erneuert wird. Bereicherung statt „Reform“. „Bereicherung“ ist der Ausdruck, der nun auch in meinen Beiträgen zu dieser Reihe verwendet wird. Dabei beschränke ich mich auf die „Bereicherung“ des nachkonziliaren Liturgie durch die klassische Liturgie. Einige Aspekte einer Bereicherung der klassischen durch die „ordentliche“ Ausdrucksform des Römischen Ritus werden nur kurz benannt.

„So wie die großen Ritenfamilien des Ostens und des Westens im Laufe der Geschichte in wechselndem Austausch und gegenseitigem Befruchten voneinander Elemente übernommen haben, so sollen sich nun auch die beiden Formen des einen Römischen Ritus gegenseitig bereichern und befruchten“ („Päpstliche Weichenstellungen“, 142.). In seinem epochalen Buch „Der Geist der Liturgie“ schreibt Joseph Ratzinger: „Die Riten sind nicht streng gegeneinander abgegrenzt. Es gibt Austausch und gegenseitige Befruchtung. Am deutlichsten ist dies bei den zwei großen Schwerpunkten der Ritenbildung: Byzanz und Rom. Die allermeisten östlichen Riten sind in ihrer gegenwärtigen Gestalt sehr stark durch die byzantinischen Einflüsse mitgeprägt worden. Umgekehrt hat Rom immer mehr die verschiedenen Riten des Westens im gemeinsamen römischen Ritus vereinigt. Während Byzanz dem großen Teil der slawischen Welt die form der Verherrlichung Gottes gab, hat Rom die germanischen, die lateinischen und einen Teil der slawischen Völker liturgisch geprägt. Im ersten Jahrtausend gab es noch liturgischen Austausch zwischen Ost und West; …“ (in: J. Ratzinger, Gesammelte Schriften, Theologie der Liturgie, Bd. 11, Freiburg im Breisgau 2008, 142.).

Worin die Bereicherung der ordentlichen Form durch die außerordentliche bzw. klassische Form des Römischen Ritus besteht, ist Thema dieser Reihe. Dabei zitiere ich aus dem dritten Kapitel meines Buches „Päpstliche Weichenstellungen. Das Motu Proprio Summorum Pontificum Papst Benedikts XVI. und der Begleitbrief an die Bischöfe. Ein kirchenrechtlicher Kommentar und Überlegungen zu einer ‘Reform der Reform‘“, Bonn 2010, 142-210. Das Kapitel trägt den Titel „Die drei Ziele des Motu Proprio Summorum Pontificum“. Eines der Ziel von Summorum Pontificum ist die gegenseitige Befruchtung der beiden Ausdrucksformen des einen Römischen Ritus.

Ein erster Schritt: Keine Neuerungen, sondern Umsetzung bestehender Normen

In meinem letzten Beitrag habe ich die fünf Punkte benannt, die laut Kardinal Ratzinger/Benedikt XVI., dazu beitragen, die Entwicklung der nachkonziliaren Liturgie zu korrigieren. Dabei handelt es sich um:

a)    den Respekt vor dem rechten Gleichgewicht zwischen bewahrendem und schöpferischem Element in der Liturgie;

b)    die Erstellung von Übersetzungen liturgischer Texte, die dem sakralen Charakter der Liturgie angemessen ist;

c)    den Erhalt der lateinischen Kultsprache;

d)    die Wiederherstellung der Gebetsrichtung „zum Herrn“;

e)    die Pflege der Musica Sacra.

Bei all diesen Punkten handelt es sich nicht um Neuerungen in der Liturgie, sondern um Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils und nachkonziliarer Normen. Von einer Bereicherung durch die klassische Liturgie, d. h. durch die sog. außerordentlichen Form der römischen Messritus, ist in diesem Zusammenhang noch gar nicht die Rede. Sie wird uns später beschäftigen müssen. Es geht zunächst um Vorgaben des Konzils und der nachkonziliaren Liturgiereform selber. Ihre Umsetzung würde schon einen wichtigen Fortschritt im Hinblick auf die Würde der Messfeier bedeuten, ihren sakralen Charakter hervorheben, sie mehr christozentrisch ausrichten und die Ehrfurcht und Anbetung fördern.

Am kommenden Samstag lesen Sie hier bei Kathnews meine Ausführungen zu einer recht verstandenen Kreativität.

Foto: Papst Franziskus – Bildquelle: Kathnews

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