Wie von Gott sprechen?
»Die Kirche vertritt die Ăberzeugung, daĂ die menschliche Vernunft Gott zu erkennen vermag. Damit bekundet sie ihre Zuversicht, daĂ es möglich ist, zu allen Menschen und mit allen Menschen von Gott zu sprechen. Diese Ăberzeugung liegt ihrem Dialog mit den anderen Religionen, mit der Philosophie und den Wissenschaften, aber auch mit den UnglĂ€ubigen und den Atheisten zugrunde. Da unsere Gotteserkenntnis begrenzt ist, ist es auch unser Sprechen von Gott. Wir können nur von den Geschöpfen her und gemÀà unserer beschrĂ€nkten menschlichen Erkenntnis – und Denkweise von Gott sprechen. Alle Geschöpfe weisen eine gewisse Ăhnlichkeit mit Gott auf insbesondere der Mensch, der nach Gottes Bild, ihm Ă€hnlich erschaffen ist. Darum widerspiegeln die vielfĂ€ltigen Vollkommenheiten der Geschöpfe (ihre Wahrheit, ihre GĂŒte, ihre Schönheit) die unendliche Vollkommenheit Gottes. Daher können wir von den Vollkommenheiten seiner Geschöpfe her ĂŒber Gott Aussagen machen, âdenn von der GröĂe und Schönheit der Geschöpfe lĂ€Ăt sich auf ihren Schöpfer schlieĂen“ (Weish 13,5).
Gott ist ĂŒber jedes Geschöpf erhaben. Wir mĂŒssen deshalb unser Sprechen von ihm unablĂ€ssig von allem Begrenztem, Bildhaftem, Unvollkommenem lĂ€utern, um nicht den âunaussagbaren, unbegreiflichen, unsichtbaren, unfaĂbaren“ Gott (Liturgie des hl. Johannes Chrysostomus, Hochgebet) mit unseren menschlichen Vorstellungen von ihm zu verwechseln. Unsere menschlichen Worte reichen nie an das Mysterium Gottes heran. Wenn wir auf diese Weise von Gott sprechen, drĂŒckt sich unsere Sprache zwar menschlich aus, bezieht sich aber wirklich auf Gott selbst, ohne ihn jedoch in seiner unendlichen Einfachheit zum Ausdruck bringen zu können. Wir mĂŒssen uns bewuĂt sein: âZwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf kann man keine so groĂe Ăhnlichkeit feststellen, daĂ zwischen ihnen keine noch gröĂere UnĂ€hnlichkeit festzustellen wĂ€re“ (4. K. im Lateran: DS 806). âWir können von Gott nicht erfassen, was er ist, sondern bloĂ, was er nicht ist und wie sich die anderen Wesen auf ihn beziehen“ (Thomas v. A., s. gent. 1,30).«
Textquelle: KKK [39-43]
Foto: Missale Romanum – Bildquelle. C. Steindorf, kathnews