Vorkonklave: Interviews mit Kardinälen

Vertrauen auf den Heiligen Geist.
Erstellt von Radio Vatikan am 6. März 2013 um 18:27 Uhr

Vatikan (kathnews/RV). Was für einen neuen Papst braucht die Kirche? Über dieser Frage brüten und beten die voraussichtlich 115 Kardinäle, die bald zum Konklave zusammentreten werden, in diesen Tagen des Vorkonklave. Kardinal Jean-Pierre Ricard ist Erzbischof von Bordeaux und wird zum ersten Mal zu einer Papstwahl in die Sixtinische Kapelle einziehen. Er sagte uns in einem Interview über den künftigen Papst: „Wir brauchen heute einen Mann Gottes, einen, der uns zu Christus hinzieht. Gleichzeitig muss dieser Papst auch ein guter Theologe sein, denn das Papstamt hat eine ausgesprochen lehrhafte Dimension. Er darf allerdings auch nicht nur ein Intellektueller sein: Wir brauchen einen Mann, der Beziehungen zu pflegen versteht, der Dialog mit verschiedenen Kulturen führen kann, mit der Moderne und mit den anderen Religionen. Er muss ein Hirte sein! Und er sollte schon ein Gespür haben für die jeweils unterschiedliche Lage der Kirche in verschiedenen Ländern.“

Kardinal Thomas Christopher Collins von Toronto in Kanada findet es schwierig, sich für einen Papst-Kandidaten zu entscheiden. Da müsse vieles überlegt werden, und da brauche es das Gebet der Christen in aller Welt, so Collins bei einem Besuch im Radio Vatikan. „Die Leute machen sich das nicht klar: In dem ganzen Auswahlprozess steckt viel Menschliches drin, da ist Diskussion wirklich nötig, und es gehört ja auch zu den Regeln des Konklaves, dass man Zeit haben muss zum Debattieren und Nachdenken. Aber gleichzeitig ist das auch ein göttlicher Prozess! Wir rufen die Führung des Heiligen Geistes an, wenn wir diese Wahl treffen. Diese zwei Dimensionen gehören zusammen wie Glaube und Vernunft, die Gnade baut auf Natur auf. Die Leute vergessen das manchmal und tun so, als wären wir Kardinäle Konkurrenten, als ginge es um einen politischen Wettstreit. Das ist zwar verständlich, aber es geht am Entscheidenden vorbei.“ Kardinal Collins hofft, dass bei den Generalkongregationen in diesen Tagen Zeit genug bleibt, damit sich die Kardinäle untereinander kennenlernen.

„Die Kurienkardinäle treffen sich ja die ganze Zeit und sind auch in den Themen drin. Aber Kardinäle wie ich, die Bistümer leiten – und das ist die Mehrheit der wahlberechtigten Kardinäle! – sind nicht so oft in Rom. Und darum sind diese Tage vor dem Konklave eine ausgesprochen wichtige Gelegenheit für alle Kardinäle, über Themen miteinander zu reden, sich kennenzulernen und dadurch besser vorbereitet zu sein, wenn die Wahlberechtigten unter uns ins Konklave einziehen.“

Foto: Kardinalsbirett – Bildquelle: Dieter Philippi

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