Taube Ohren für den Ruf des Herrn
Lübeck (kathnews). Derzeit erfährt Lübecks Kultursenatorin Annette Borns (SPD) heftigsten Gegenwind. Hintergrund ist ihr Facebook-Eintrag mit einer Kritik am sonntäglichen Glockengeläut in der Hansestadt: „Domgeläut. Vorbei der Schlaf. Muss das wirklich um 8 Uhr jeden Sonntag sein.“ Die evangelische Pastorin im Dom zu Lübeck, Margit Wegner, zeigt kein Verständnis für die Kritik der SPD-Politikerin. Gerade eine Kultursenatorin müsse mehr Verständnis für das Glockengeläut sonntagmorgens zeigen, fordert Wegner. „Die Kirchen sind ein Teil der Kultur dieser Stadt, die sieben Türme ein wesentlicher Bestandteil des Weltkulturerbe-Status“, wird die Pastorin von der Tageszeitung Lübecker Nachrichten zitiert.
Ebenfalls stößt Kultursenatorin Borns mit ihren Ansichten auf Widerstand bei den Kollegen der CDU und den Grünen. Die Bürgermeister-Kandidatin der CDU, Alexandra Dinges-Dierig, verteidigt das Geläut mit den Worten: „Das gehört zur Tradition des Christentums.“ Thorsten Fürter, Bürgermeister-Kandidat der Grünen, äußert sich wie folgt: „Das Glockengeläut gehört zur Altstadt und acht Uhr ist keine unchristliche Zeit“. Selbst von der Seite der Linken bekommt Pastorin Wegner Zustimmung: „Das gehört zu unserem akustischen Stadtbild“, so Bürgermeister-Bewerber Jens Schulz. Am 6. November dieses Jahres findet in der Hansestadt Lübeck die Bürgermeisterwahl statt.
Der amtierende Bürgermeister Bernd Saxe (SPD) und Parteifreund der Senatorin Borns sprach, man müsse das Geläut in vernünftigen Grenzen ertragen. Pröpstin Petra Kallies, die ranghöchste Vertreterin der evangelischen Glaubensgemeinschaft in Lübeck, nahm ebenfalls Stellung zur Kritik Borns. Das Geläut werde nicht verschoben. Der frühe Ruf ins Gotteshaus sei auf die Läuteordnung von 1964 zurückzuführen, an die sich die evangelische Kirche bundesweit hält, so das Hamburger Abendblatt. Des Weiteren zitiert die Zeitung den kirchenpolitischen Sprecher der SPD im schleswig-holsteinischen Landtag, Rolf Fischer: „Ich würde Frau Borns empfehlen, sich noch mal umzudrehen und gelassen weiterzuschlafen.“
Foto: Lübecker Holstentor – Bildquelle: Kathnews