Papstbotschaft zur Heilig-Rock-Wallfahrt

Papst schreibt an den Bischof von Trier.
Erstellt von Radio Vatikan am 14. April 2012 um 19:03 Uhr
Papst Benedikt

Papst Benedikt XVI. hat dem Trierer Bischof Stephan Ackermann zum Beginn der Heilig-Rock-Wallfahrt eine Botschaft geschrieben. Sie wurde vom pÀpstlichen Gesandten bei der Eröffnungsfeier, Kardinal Marc Ouellet, am Freitagnachmittag bei der feierlichen Eröffnung der Wallfahrt verlesen. Radio Vatikan dokumentiert hier die Botschaft Papst Benedikts im Wortlaut.

Der Text des Papstes im Wortlaut

Meinem verehrten Bruder Stephan Ackermann, Bischof von Trier

In diesen Tagen wird im Hohen Dom zu Trier der Heilige Rock gezeigt, genau fĂŒnfhundert Jahre nach seiner ersten öffentlichen Ausstellung, die Erzbischof Richard von Greiffenklau auf Wunsch Kaiser Maximilians durch die Öffnung des Hochaltars vollzog. Aus diesem besonderen Anlaß begebe auch ich mich in Gedanken als Pilger in die altehrwĂŒrdige Bischofsstadt Trier, um mich gleichsam in die Schar der GlĂ€ubigen einzureihen, die in den kommenden Wochen an der Heilig-Rock-Wallfahrt teilnehmen. Ihnen, Exzellenz, den anwesenden MitbrĂŒdern im bischöflichen Dienst, den Priestern und Diakonen, den Ordensleuten und allen, die sich zur Eröffnung der Wallfahrt im Trierer Dom versammelt haben, versichere ich die Verbundenheit und NĂ€he des Nachfolgers Petri.

Seit der ersten Zeigung im Jahre 1512 zieht der Heilige Rock die GlĂ€ubigen in seinen Bann, vergegenwĂ€rtigt diese Reliquie doch einen der dramatischsten Momente im irdischen Leben Jesu, sein Sterben am Kreuz. Die Verteilung der KleidungsstĂŒcke des Gekreuzigten unter den Soldaten scheint dabei nur eine Randepisode zu sein, welche die synoptischen Evangelien auch nur beilĂ€ufig erwĂ€hnen. Der Evangelist Johannes entfaltet diese Begebenheit jedoch mit einer gewissen Feierlichkeit. Er weist als einziger auf das Untergewand hin, „das von oben her ganz durchwebt und ohne Naht war“ (19, 23). Er macht uns das Geschehen deutlich und hilft uns, durch die Reliquie hindurch glĂ€ubig das Heilsgeheimnis zu schauen.

Das Untergewand, so sagt uns Johannes, ist aus einem StĂŒck. Die Soldaten, die nach römischem Brauch die Habseligkeiten des Gekreuzigten wie eine Beute unter sich verteilen, wollen den Leibrock nicht zerreißen. Sie werfen das Los darum, und so bleibt das Untergewand ganz erhalten. Die KirchenvĂ€ter deuten diese Stelle auf die Einheit der Kirche hin; sie ist als die eine, ungeteilte Gemeinschaft durch die Liebe Christi gestiftet. Der Heilige Rock will uns dies veranschaulichen. Die Liebe des Erlösers fĂŒhrt zusammen, was getrennt ist. Die Kirche ist eine in den vielen. Christus löst die Vielfalt der Menschen nicht auf, aber er verbindet sie im FĂŒreinander und Miteinander der Christen, die auf mannigfache Weise selbst, einer dem anderen, Mittler zu Gott werden können.

Die Tunika Christi ist „von oben her ganz durchwebt“ (Joh 19, 23). Dies ist ein weiteres Bild fĂŒr die Kirche, dafĂŒr, daß sie nicht aus sich selbst, sondern von Gott her lebt. Als die eine, ungeteilte Gemeinschaft ist sie Gottes Werk, nicht das Produkt der Menschen und ihrer Fertigkeiten. Der Heilige Rock will hier gleichsam eine Mahnung an die Kirche sein, ihrem Ursprung treu zu bleiben, sich bewußt zu machen, daß ihre Einheit, ihr Konsens, ihre Wirksamkeit, ihr Zeugnis letztlich nur von oben geschaffen, von Gott her geschenkt werden können. Erst als Petrus bekannte: „Du bist der Christus“ (vgl. Mt 16,16), erhĂ€lt er die Binde- und Lösegewalt und somit den Dienst fĂŒr die Einheit der Kirche.

Und schließlich ist der Heilige Rock keine Toga, kein Prachtgewand, das eine gesellschaftliche Rolle zum Ausdruck bringt. Er ist ein schlichtes Unterkleid, das dazu da ist, seinen TrĂ€ger zu bedecken und zu schĂŒtzen, ihn vor Bloßstellung zu bewahren. Dieses Kleid ist die ungeteilte Gabe des Gekreuzigten an die Kirche, die er durch sein Blut geheiligt hat. Daher erinnert der Heilige Rock an die der Kirche eigene WĂŒrde. Wie oft aber sehen wir, in welch zerbrechlichen GefĂ€ĂŸen (vgl. 2 Kor 4,7) wir den Schatz tragen, den der Herr uns in seiner Kirche anvertraut hat, und wie durch unseren Eigenwillen, unsere SchwĂ€chen und Fehler die IntegritĂ€t des Leibes Christi verletzt wird. Hier braucht es die stĂ€ndige Bereitschaft zur Umkehr und Demut, dem Herrn in Liebe und Wahrheit nachzufolgen. Zugleich kann und darf die besondere WĂŒrde und IntegritĂ€t der Kirche nicht preisgegeben und dem Geschrei auf dem Richtplatz der öffentlichen Meinung ausgeliefert werden.

Die JubilĂ€ums-Wallfahrt steht unter dem Leitwort, ja unter der Bitte an den Herrn: „Und fĂŒhre zusammen, was getrennt ist“. So wollen wir nicht in der Vereinzelung stehenbleiben. Wir wollen den Herrn bitten, daß er uns auf dem gemeinsamen Weg des Glaubens fĂŒhre und uns seine Inhalte wieder neu lebendig mache. So können wir im Zusammenwachsen aller Christen im Glauben, im Gebet und im Zeugnis mitten in den Nöten dieser Zeit auch seine Herrlichkeit und GĂŒte erkennen. Dazu erteile ich Ihnen und allen, die sich in diesen Festwochen in Pilgerschaft zum Heiligen Rock nach Trier begeben, von Herzen den Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, am Karfreitag, dem 6. April 2012

Foto: Benedikt XVI. – Bildquelle: Eric Draper, White House

 

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