Neuevangelisierung und Glaubensschwund
Vatikan (kathnews/RV). Rund 300 Bischöfe der katholischen Weltkirche treten ab Sonntag zur 13. Ordentlichen Bischofssynode im Vatikan zusammen. Drei Wochen lang wollen sie beraten, wie die Kirche einer verbreiteten GlaubensmĂŒdigkeit entgegenwirken kann. âDie Neuevangelisierung fĂŒr die Weitergabe des christlichen Glaubensâ lautet das Thema. Vor allem will das Gipfeltreffen die christlichen LĂ€nder des Westens in den Blick nehmen, in denen sich immer mehr Menschen von der Kirche entfernen. Impulse erhofft sich die Synode von zwei groĂen JubilĂ€en: der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) vor 50 Jahren und der Veröffentlichung des Katechismus der Katholischen Weltkirche vor 20 Jahren.
In vielen Ortskirchen erlebe man heute eine SchwĂ€chung des Glaubenslebens, heiĂt es im Programmpapier der Synode. Der Gottesdienstbesuch nehme ab, ebenso die Zahl der Priester. Die Anerkennung der Verbindlichkeit des Lehramtes gehe zurĂŒck, die Zugehörigkeit zur Kirche werde zunehmend privatisiert, auch in einem mitunter kirchenfeindlichen Klima. Zudem gerate die Weitergabe des eigenen Glaubens an die nachfolgende Generation zunehmend aus dem Blick, lautet die nĂŒchterne Analyse auf Grundlage einer Umfrage in der Weltkirche.
Bei der Neuevangelisierung gehe es nicht um ein âneues Evangeliumâ, heiĂt es in dem Grundlagenpapier. Vielmehr komme es auf eine âden Zeichen der Zeit entsprechende christliche Antwort auf die BedĂŒrfnisse der Menschen und Völker unter den heutigen kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Gegebenheitenâ an. Dazu mĂŒsse die Kirche die âneuen Szenarien entschlĂŒsselnâ, die in den vergangenen Jahrzehnten entstanden seien. An erster Stelle gehöre dazu die anhaltende SĂ€kularisierung. Sie Ă€uĂere sich heute weniger in einer direkten Absage an Gott, Religion oder Christentum, sondern in einer MentalitĂ€t, die Gott aus dem menschlichen Leben und Bewusstsein ausklammere.
Auch Medienlandschaft im Blick
Weiter mĂŒsse die Kirche dem PhĂ€nomen der Migration Rechnung tragen. Das Aufeinandertreffen und die Mischung der Kulturen fördere eine âZerbröckelung der grundlegenden Bezugspunkte des Lebens, der Werte, der Bindungenâ. In diesem âKlima extremer FlĂŒchtigkeitâ bleibe immer weniger Platz fĂŒr groĂe Traditionen wie die Religion. Aber auch die allgemeine Wirtschaftslage mit wachsenden Spannungen, Ungleichheiten und Gewalt stelle die Kirche vor Herausforderungen, so der Grundlagentext. Das gleiche gelte fĂŒr die VerĂ€nderungen in der Politik. Die Krise der kommunistischen Ideologie und das Ende der beiden Blöcke habe der Religionsfreiheit mehr Raum gegeben.
Zugleich seien neue ökonomische, politische und religiöse Akteure aufgetaucht wie der Islam oder asiatische Traditionen samt neuen Möglichkeiten und Risiken. Als weitere Szenarien betrachtet die Synode den wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt – im positiven wie im negativen Sinn. Wissenschaft und Technik drohten zu den neuen Idolen zu werden, zur âneuen Religionâ. Weiter mĂŒsse die Kirche im Rahmen ihrer neuen Evangelisierung die verĂ€nderte Medienlandschaft insbesondere durch das Internet in den Blick nehmen.
Kardinal Meisner in Rom
In dieser Situation sei eine erneuerte Dynamik, seien der Schwung und Eifer der Urkirche gefragt, samt neuen Methoden und neuen Ausdrucksformen, so das Grundlagenpapier: âNur ein fester und starker Glauben … kann die vielen mittel- und langfristigen pastoralen Projekte beseelen, den bestehenden Strukturen Leben einhauchen sowie die pastorale KreativitĂ€t hervorbringen, die auf der Höhe der BedĂŒrfnisse des Menschen von heute und der gegenwĂ€rtigen Gesellschaft istâ. Sicher gebe es schon viele verheiĂungsvolle Aspekte der evangelisierenden AktivitĂ€t der Kirche in allen fĂŒnf Kontinenten, aber es bleibe noch Vieles zu vertiefen, so das âArbeitspapierâ der Synodalen.Zur Synode entsenden alle nationalen und regionalen Bischofskonferenzen – je nach GröĂe – zwischen einem und vier Delegierten. Hinzu kommen Vertreter der Kurie und 36 eigens vom Papst berufene Mitglieder. Dazu gehört auch der Kölner Kardinal Joachim Meisner.
Foto: Petersdom – Bildquelle: M. BĂŒrger, kathnews