„Mit Papst Benedikt XVI. kommt die Weltkirche nach Berlin“

Weihbischof Dr. Matthias Heinrich im Interview mit der kathnews-Redaktion.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 31. März 2011 um 09:06 Uhr

Berlin (kathnews). Benedikt XVI. kommt nach Deutschland und das Erzbistum Berlin bereitet sich auf den Besuch des Heiligen Vaters vor. Kathnews-Redakteur Mike Kolitsch sprach mit Weihbischof Dr. Matthias Heinrich, Diözesanadministrator des Erzbistums Berlin, über den bevorstehenden Deutschlandbesuch des Papstes, den Zölibat und die Zukunft des Erzbistums Berlin. Gleichzeitig ist dieses Interview der erste Teil einer regelmäßigen, ausführlichen Berichterstattung über den bevorstehenden Deutschlandbesuch des Heiligen Vaters.

Mike Kolitsch: Exzellenz, für die Katholiken in Deutschland wird 2011 ein spannendes Jahr werden. Der Heilige Vater besucht seine Heimat zum ersten Mal in Form eines offiziellen Staatsbesuches. Zu den Stationen seines Besuches gehören vor allem Gebiete der Diaspora. Papst Benedikt XVI. spricht sogar davon, dass in einigen Teilen Deutschlands mehr eine „Neu-Evangelisierung“ als eine „Re-Evangelisierung“ notwendig sei. Was erwarten Sie persönlich vom Besuch Seiner Heiligkeit in Berlin und was dürfen die Gläubigen erwarten?

Weihbischof Matthias Heinrich: Ein Teil der Erwartungen ist ja schon in dem Motto formuliert „Wo Gott ist, da ist Zukunft“, das selbst ein Zitat des Papstes ist.
Wir erwarten, dass der Papst als Nachfolger des Petrus das Evangelium treu und unverkürzt verkündet. Im Mittelpunkt des Evangeliums aber steht die Botschaft: Gott ist die Liebe!
Papst Benedikt XVI. wird seine Brüder und Schwestern im Glauben stärken, so versteht er seinen Auftrag und deswegen setzt er sich den Strapazen solcher Reisen überhaupt aus.
Ich denke auch, dass der Papst Hilfe gibt, wie man den Glauben im Heute authentisch leben und in unsere Zeit übersetzen kann.

Gerade in Berlin mit seiner vielfältigen christlichen Ökumene und den vielen verschiedenen Religionen wird der Besuch des Papstes auch zu den Themen Ökumene und Religionsfrieden Impulse geben. Und schließlich wird in der deutschen Hauptstadt, am Sitz von Bundespräsident und Bundesregierung, die Frage nach dem Verhältnis von Kirche und Staat und der Religionsfreiheit im säkularen Staat eine Antwort des Papstes erhalten. Im Übrigen freue ich mich, dass wir auch als Erzbistum Berlin den Papst willkommen heißen und mit ihm unseren Glauben feiern können. Mit Papst Benedikt XVI. kommt die Weltkirche nach Berlin, das ist für unser Bistum ganz besonders wichtig.

Mike Kolitsch: Halten Sie die aktuelle Debatte um das Zölibat, um „viri probati“ und die vielen anderen Forderungen Einzelner für instrumentalisiert gerade im Jahr des Staatsbesuches von Papst Benedikt XVI.? Welche Fragen und Gespräche würden Sie sich im Vorfeld stattdessen wünschen?

Weihbischof Matthias Heinrich: Leider muss man wohl davon ausgehen, dass die aktuelle Debatte weitgehend auch instrumentalisiert ist, um eigene Vorstellungen, Interessen und Ziele durchzusetzen. Dahinter steht wohl das fehlende Vermögen oder der mangelnde Wille, sich den wirklichen Problemen der Zeit zu stellen. Wohlgemerkt: Mir geht es nicht um Kämpfe gegeneinander, die nur die Kirchengegner freuen können. Aber ein „Dialog“, der über die Medien geführt wird, ist eben kein Dialog sondern ein „Medialog“, weil er eben nicht mit, sondern nur über den Anderen spricht. Auch sind die hier genannten Problemlösungen keine Lösungen sondern eigentlich nur Problemverlagerungen, die nicht wirklich weiter bringen. Das Wesentliche aber sind die theologischen Defizite; denn bei aller notwendigen Verheutigung: nicht die christliche Botschaft muss letztlich verändert werden, damit sie den jeweiligen Ansprüchen der Welt genügt, sondern die Welt muss sich ändern, damit sie dem An-Spruch Gottes gerecht werden kann.

Insofern wäre es wichtig, sich mit den primären Ursachen der derzeitigen Gottes-, Glaubens- und Kirchenkrise zu beschäftigen, um darauf eine entsprechende Antwort zu finden.
Das wiederum bedeutet nicht, dass die Kirche nicht immer auch einer Re-Form bedürfte, nämlich in die Forma Christi.

Mike Kolitsch: Als es im Vatikan um den Staatsbesuch 2011 in Deutschland ging, soll der Papst sich an die Proteste 1996 im Rahmen des Deutschlandbesuches von Johannes Paul II. erinnert haben. Gerade Lesben- und Schwulenverbände wollen auch dieses Jahr wieder gegen den Besuch des Heiligen Vaters mobil machen. Wie wollen Sie den Protesten begegnen und haben Sie Sorge, dass derlei Aktionen am Rande des Besuchs vom Kern dessen ablenken könnte, was der Heilige Vater uns zu sagen hat?

Weihbischof Matthias Heinrich: Wir katholischen Christen und gewiss auch Christen anderer Bekenntnisse machen keine Anti-Veranstaltung, sondern eine Pro-Veranstaltung, d.h., wir werden uns darauf konzentrieren, unseren Glauben zu bezeugen und unsere Verbundenheit mit dem Hl. Vater zu zeigen. Alles andere ist sekundär. Im Übrigen haben wir gelernt, mit unterschiedlichen Meinungen zu leben.

Mike Kolitsch: Sie sind derzeit mit der Leitung des Bistums beauftragt. Der Heilige Vater hat das Rücktrittsgesuch von Georg Kardinal Sterzinsky angenommen und Berlin freut sich auf einen neuen Erzbischof. Was erwartet einen neuen Bischof von Berlin und welche Eigenschaften sollte er Ihrer Meinung mitbringen?

Weihbischof Matthias Heinrich: Das Erzbistum Berlin ist ein Bistum, das von starken Gegensätzen geprägt ist: die große Weite in Brandenburg und Vorpommern einerseits und das gedrängte Leben in der Hauptstadt andererseits, West und Ost sind nach wie vor spürbar, viele Zugezogene aus ganz Deutschland aber auch aus der ganzen Welt prägen unsere Pastoral. Darüber hinaus spielt in Berlin als der Hauptstadt Deutschlands die politische Dimension eine unübersehbare Rolle. Und last not least wird der neue Bischof in einer  Umgebung, die weitgehend durch eine Gottvergessenheit geprägt ist, treuer, aber auch kluger Zeuge des Evangelium sein müssen. Ganz im Sinn des urkatholischen „Et-et“ wird der neue Erzbischof von Berlin also Vielfalt zulassen ohne dass dadurch die Einheit des Bistums in Gefahr gerät.

Mike Kolitsch: Denken Sie, beim Besuch des Heiligen Vaters wird bereits der neue Bischof Papst Benedikt XVI. begrüßen können?

Weihbischof Matthias Heinrich: Eine Vakanz soll eine Ãœbergangszeit sein. Ich bin zuversichtlich, dass die Zeit bis September reicht, um den Ãœbergang zu regeln.

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