Gaudium et spes. Artikel 1 und 2

Die gesamte Menschheit in der Welt von heute als Adressat von Gaudium et spes.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 2. August 2013 um 18:31 Uhr
Vaticanum II, Konzilsväter

Einleitung von Gero P. Weishaupt: Papst Johannes XXIII. wollte ausweislich seiner Eröffnungsansprache vom 11. Oktober 1962 durch das Zweite Vatikanische Konzil u.a. die Kirche für einen Dialog mit der modernen Welt öffnen. Diesem Anliegen kommt insbesondere die Pastoralkonstitution Gaudium et spes entgegen, deren Thema die Kirche in der Welt von heute ist. Im ersten Teil der Konstitution legen die Konzilsväter doktrinäre Grundsätze, im zweiten Teil pastorale Überlegungen dar mit sowohl zeitbedingten (kontingenten) als auch zeitübergreifenden Elementen (man denke zum Beispiel an die Aussagen über Ehe und Familie, die auf biblischen und naturrechtlichen Grundlagen entfaltet werden). In den einleitenden Artikeln von Gaudium et spes drückt die Kirche zunächst ihre Verbundenheit mit der ganzen Menschheit aus, die Adressat der Pastoralkonstitution ist. „Freude und Hoffnung (gaudium et spes), Trauer und Angst (luctus et angor) der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi.“ Das Konzil wendet sich in der Pastoralkonstitution also nicht nur an die eigenen Glieder (Ecclesia ad intra), sondern an alle Menschen, an die ganze Welt, in der die Menschen leben (Ecclesia ad extra), eine Welt, „die nach dem Glauben der Christen durch die Liebe des Schöpfers begründet ist und erhalten wird“, die erlöst ist durch das Paschamysterium von Kreuz und Auferstehung Christi. Da es also um den Menschen in der Welt von heute geht, richtet die Pastoralkonstitution in den nachfolgenden Artikeln des ersten Teiles ihre Aufmerksamkeit vornehmlich auf das christliche Menschenbild (Anthropologie).

Gaudium et spes. Artikel 1 und 2

„Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände. Ist doch ihre eigene Gemeinschaft aus Menschen gebildet, die, in Christus geeint, vom Heiligen Geist auf ihrer Pilgerschaft zum Reich des Vaters geleitet werden und eine Heilsbotschaft empfangen haben, die allen auszurichten ist. Darum erfährt diese Gemeinschaft sich mit der Menschheit und ihrer Geschichte wirklich engstens verbunden. Daher wendet sich das Zweite Vatikanische Konzil nach einer tieferen Klärung des Geheimnisses der Kirche ohne Zaudern nicht mehr bloß an die Kinder der Kirche und an alle, die Christi Namen anrufen, sondern an alle Menschen schlechthin in der Absicht, allen darzulegen, wie es Gegenwart und Wirken der Kirche in der Welt von heute versteht. Vor seinen Augen steht also die Welt der Menschen, das heißt die ganze Menschheitsfamilie mit der Gesamtheit der Wirklichkeiten, in denen sie lebt; die Welt, der Schauplatz der Geschichte der Menschheit, von ihren Unternehmungen, Niederlagen und Siegen geprägt; die Welt, die nach dem Glauben der Christen durch die Liebe des Schöpfers begründet ist und erhalten wird; die unter die Knechtschaft der Sünde geraten, von Christus aber, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, durch Brechung der Herrschaft des Bösen befreit wurde; bestimmt, umgestaltet zu werden nach Gottes Heilsratschluß und zur Vollendung zu kommen.“

Foto: Konzilsväter – Bildquelle: Lothar Wolleh / Wikipedia

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