Die Seligen Lübecker Märtyrer
Lübeck (kathnews). Die Lübecker Märtyrerkapläne Johannes Prassek, Hermann Lange und Eduard Müller sind selig gesprochen. Aus 11 Nationen reisten die Gläubigen am 25. Juni zur Seligsprechung in die Hansestadt Lübeck. Hauptzelebrant des Pontifikalamtes war Walter Kardinal Kasper, Präsident em. des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen. Weitere Zelebranten waren der Apostolische Nuntius in Deutschland Erzbischof Dr. Jean-Claude Périsset, der Erzbischof von Hamburg Dr. Werner Thissen sowie Bischof Dr. Franz-Josef Bode von Osnabrück und Lübecks Propst Franz Mecklenfeld.
Der Gottesdienst fand zwischen dem evangelischen Lübecker Dom und der katholischen Herz Jesu Kirche auf der Parade in Lübeck statt. Knapp 9.000 Menschen nahmen an der Feier teil. Der Päpstliche Delegat und Präfekt der Kongregation für die Heiligsprechungen Angelo Kardinal Amato S.D.B. verlas im Auftrag Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. das Apostolische Schreiben, mit dem der Heilige Vater die ehrwürdigen Diener Johannes Prassek, Hermann Lange und Eduard Müller in das Verzeichnis der Seligen aufnimmt. Der Jubel war groß und sofort nach der Seligsprechung rief Erzbischof Thissen zusammen mit den Gläubigen die neuen Seligen der Kirche um Fürsprache an.
Jedoch standen nicht nur drei Märtyrer im Mittelpunkt, sondern vier! Der evangelische Pastor Karl-Friedrich Stellbrink, der zusammen mit den drei katholischen Kaplänen durch das NS-Regime unter dem Fallbeil hingerichtet wurde, erhielt ein ehrendes Gedenken. So verlief das katholische Fest der Seligsprechung mit einem ökumenischen Akzent. Neben den katholischen Christen waren zudem zahlreiche evangelische Christen zu den Feierlichkeiten gekommen. Zu den besonderen Gästen zählten Frau Waltraut Kienitz, die Tochter des evangelischen Pastors Stellbrink, sowie die Geistlichkeit der evangelischen Gemeinschaft. Unter Ihnen auch Bischof Gerhard Ulrich, Vorsitzender der Kirchenleitung der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche.
Kardinal Kasper, der das Primizgewand Prasseks trug, betonte in seiner Predigt, dass es sich bei den Lübecker Märtyrern um etwas ganz Besonderes handelt. Das Blut der Konfessionsverschiedenen sei zusammengeflossen und zum Samenkorn der Ökumene geworden. Ferner verdeutlichte er, dass durch die gute Freundschaft im Glauben zwischen Kaplan Prassek und Pastor Stellbrink der Grundstein für die Ökumene gelegt wurde. Und dies zu einer Zeit, als die trennenden Mauern unter den Konfessionen viel höher waren, als es heutzutage der Fall ist.
Gegen Ende der Heiligen Messe richtete der evangelische Bischof Gerhard Ulrich einige Worte an die Gläubigen: „Das was uns zusammenhält, ist größer als das was uns trennt.“ Er betonte, dass die Konfessionen trotz ihrer Verschiedenheiten in einem grundlegenden Sinne miteinander verbunden seien; mit der Heiligen Schrift, welche das Fundament bilde. Seinen Dank richtete Bischof Ulrich an alle Christinnen und Christen, die über Jahrzehnte hinweg die ehrende Erinnerung an die vier Lübecker Geistlichen wach gehalten haben.
Nach dem Pontifikalsegen wandte sich der Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein, Peter Harry Carstensen, mit einem Grußwort an die vielen Menschen. Einen besonderen Dank sprach er der katholischen Kirche aus, dass sie über all die Jahre den evangelischen Pastor in die Märtyrerverehrung mit eingebunden habe. In seiner Rede bekräftigte Carstensen, dass auch in der heutigen Zeit nationalsozialistischen Tendenzen eine klare Absage erteilt werden müsse. Er würdigte die Märtyrer und zeigte sich sehr erfreut über die erste Seligsprechung im Bundesland Schleswig-Holstein. Des Weiteren begrüßte der Politiker die Ökumene und forderte zum interreligiösen Dialog auf.
Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes erfolgte von Sängerinnen und Sängern aus Lübeck, Hamburg und Mecklenburg unter der Leitung von Heiner Arden, A-Kirchenmusiker an der Propsteikirche Herz Jesu zu Lübeck. Das Bläserquartett „Lemmys Brass“ und das Lübecker Blechbläser-Ensemble „Lübsches Blech“ musizierten unter der Leitung von Christoph Gottlob.
Foto: Holstentor Lübeck – Bildquelle: Kathnews