„Von der Willkommens- zur Integrationskultur“

Erzbischof Stefan Heße im Gespräch mit Radio Vatikan.
Erstellt von Radio Vatikan am 7. Januar 2017 um 09:26 Uhr

Hamburg (kathnews/RV). „Der große Schritt, den wir in Deutschland getan haben, ist der von der ‚Willkommens-Kultur‘ weiter zu einer ‚Integrationskultur‘“. Stefan Heße, Erzbischof von Hamburg, ist gleichzeitig Flüchtlingsbeauftragter der deutschen Bischöfe, gegenüber Radio Vatikan beschreibt er, was die Integration – seiner Meinung nach Hauptthema für die Flüchtlingspolitik in diesem Jahr – genau meint.

„Wir heißen die Leute nicht mehr nur willkommen durch Arbeit, Bildung, Notaufnahme, medizinische Versorgung und was in den ersten Zeiten alles geschieht, sondern wir wollen nun versuchen, die, die langfristig bei uns bleiben, in dieses Land zu integrieren.“ Diese Integrationskultur stehe noch am Anfang. „Es gibt gewisse Vorstellungen von Integration, aber wie das letztlich läuft, weiß man nicht so ganz genau.“ Diese Frage will Heße in diesem Jahr mit verschiedenen Fachleuten und Beratern voranbringen. „Integration: Was heißt das? Welche Hilfestellung kann die Kirche hier dem Land geben.“ Keine Frage, die sich schnell beantworten lässt: „Das ist eine Aufgabe, die uns die nächsten Jahrzehnten noch beschäftigen wird. Integration ist eine Generationenaufgabe und nicht im ‚Hauruck-Verfahren‘ zu machen.“

Dialog

Ein wesentliches Mittel zur Integration sieht Heße im Dialog, einem guten Austausch zwischen den Flüchtlingen, denen, die schon lange hier leben und den Religionen. Die Migrationsbewegung setze den Trend fort, dass die Gesellschaft immer pluraler und vielfältiger werde. Die Grundfrage in diesem Austausch sei, so Heße: „Was sind die Werte, die uns als Gesellschaft verbinden und wie werden diese Werte kommuniziert und weitergegeben?“

Die Fürsorge für Flüchtlinge gehöre zu unserer christlichen Identität, sagt der Erzbischof und lobt den Einsatz vieler Christen für die Flüchtlinge: „Es gibt in den deutschen Diözesen eine große Bereitschaft, sich für die Flüchtlinge einzusetzen. Da gibt es ganz unterschiedliche Maßnahmen und oft ganz einfache Dinge, wie ein gemeinsames Essen, Besuche in den Erstaufnahmeeinrichtungen, Angebote für Kinder, um ihren Alltag zu erhellen oder die Begleitung zu Behördengängen, zum Arzt und vieles mehr.“

Die Kirche habe eine Aufgabe bekommen, die ihr einfach so zugefallen sei und dazu geführt habe, „dass die Kirche einen Schritt mehr aus ihrem inneren Kreis herausgeht auf die Gesellschaft und die Menschen zu. Und das ist das, was Papst Franziskus unaufhörlich sagt: ‚Geht an die Peripherie! Geht an die Grenzen der menschlichen Existenz!‘ Und das ist jetzt durch die Migrationsbewegung einfach geschehen. Dem können wir uns nicht entziehen und ich habe den Eindruck, dass tut den Gemeinden sogar gut! Es stärkt sie und macht Freude, Christ zu sein!“

Foto: Erzbischof von Hamburg – Bildquelle: Erzbistum Hamburg/Kathrin Erbe

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