Vatikanprediger Cantalemessa lobt Luther und preist die Charismatische Bewegung

Ein Beitrag von Felizitas KĂĽble - Christliches Forum.
Erstellt von Felizitas KĂĽble am 3. April 2016 um 10:27 Uhr
Dr. Martin Luther

Vatikan (kathnews/CF). Pater Raniero Cantalamessa wurde von Johannes Paul II. zum “Päpstlichen Hausprediger” ernannt und hat daher seit Jahrzehnten dieses Amt inne. Ebenfalls seit langem sind seine Äußerungen bekannt, in denen er seine besondere Vorliebe für Martin Luther kundtut oder die Charismatische Bewegung lobt und preist. Er nimmt auch selber gerne an schwarmgeistigen Veranstaltungen – etwa von pfingstlerischer Seite – teil. Nun hat der Kapuzinerpater aus dem Vatikan wieder ein Loblied auf die “Reformation” gesungen und ihren Urheber verklärt. Zu den verheerenden Folgen der Glaubensspaltung (darunter ein von Luther selbst eingeräumter Sittenverfall oder auch der 30-jährige Krieg) hat sich der Prediger freilich nicht geäußert.

Pater Cantalamessa hielt die Karfreitagspredigt im Petersdom in Gegenwart von Papst Franziskus, wie der Nachrichtendienst ZENIT berichtet. Dabei erklärte er, Luther habe die “Wahrheit” über Gottes “Gerechtigkeit” erst wieder “ans Licht gebracht”. Der Kapuziner spielte damit auf die reformatorische Rechtfertigungslehre an, wonach allein der Glaube selig und “gerecht” mache; die Einhaltung der Gebote und gute Werke seien nicht heilsnotwendig. Angeblich habe die Kirche in den Jahrhunderten zuvor den Sinn für Gottes wahre Gerechtigkeit verloren, bedauerte Cantalamessa. Doch es sei der Reformation zu “verdanken”, daß sie wieder entdeckt worden sei.

In Wirklichkeit hat die katholische Kirche schon in der Frühzeit des Christentums jede falsche Werkgerechtigkeit oder Leistungsfrömmigkeit abgelehnt, weshalb sie der Irrlehre des Pelagius entschieden widersprach. Dieser hatte erklärt, die Gnade Gottes sei zwar eine erfreuliche und stärkende Zugabe, aber nicht absolut notwendig, da ein nach Gerechtigkeit strebender Mensch die Gebote Gottes auch aus eigener Kraft einhalten könne. Dem hat die katholische Kirche ihre biblisch begründete Gnadenlehre entgegengesetzt, wonach Gottes Huld und Hilfe den Menschen überhaupt erst zum Glauben und zur Nachfolge Christi befähigt.

Die Betonung der Gnade Gottes ist also keine “Entdeckung Luthers”, wie Pater Cantalamessa vorgibt, sondern seit jeher katholische Lehraufassung gewesen und geblieben; sie wurde von Thomas v. Aquin ebenso betont wie vom Trienter Konzil bestätigt. Luther hat hingegen das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, indem er die Heilsnotwendigkeit der guten Werke leugnete und zudem erklärte, daß die Einhaltung der Gebote Gottes keine Voraussetzung für das ewige Heil sei. Dies hat Christus allerdings anders gelehrt: “Wer mich liebt, der hält meine Gebote”, ebenso verkündeten es Jakobus und auch Paulus, auf den Luther sich zu Unrecht als seinen vermeintlichen Kronzeugen berufen hat.

Seine starke Hinneigung zu Luther hat P. Cantalamessa schon in den 90er Jahren auf pfingstlerisch-protestantischen oder ökumenischen Konferenzen der Charismatischen Bewegung erwähnt, wobei er sich einer erfreuten Zuhörerschaft sicher sein konnte. So wird es wohl auch Anfang Oktober 2016 wieder der Fall sein, wenn der päpstliche Hausprediger als Redner an einem ökumenischen Kongreß namens “Pfingsten 21” in Würzburg teilnimmt, den katholische und evangelische Charismatikerverbände in Deutschland gemeinsam organisieren. Näheres hier.

Das typische Leitwort lautet: “Gottes Geist schenkt Einheit” – und wieder einmal geht es um die “Sehnsucht nach einem neuen Pfingsten im 21. Jahrhundert”. Seit Jahrzehnten wollen “Geistbewegte” eine Zeit großartiger weltweiter “Erweckung” herbeireden und eine Art Neuauflage des Pfingstereignisses ankündigen. Diese Endzeitschwärmerei stimmt allerdings mit der nüchternen biblischen Prophetie nicht überein. Aber das enthusiastische Wunschdenken ist hier offenbar stärker als der Sinn für die Wirklichkeit.

Foto: Dr. Martin Luther – Bildquelle: Kathnews

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