Spiritus Domini – Der Geist des Herrn erfüllt den Erdkreis

Mystagogische Einführung und Homilie zum Pfingstsonntag B (20.05.2018) in der sog. ordentlichen Form des Römischen Ritus. Schrifttexte: L1: Apg 2,1-11; L2: 1 Kor 12,3b-7.12-13 oder Gal 5,16-25; Ev: Joh 20,19-23 oder 15,26-27; 16,12-15.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 19. Mai 2018 um 13:47 Uhr

Eine mystagogische Einführung soll mit ganz wenigen Worten (brevissimis verbis) die Gläubigen unter Berücksichtigung der liturgischen Texte des Sonn- und Festtages in das Geheimnis der Feier einführen. Sie ist also keine Einführung in die biblischen Texte des Tages, sondern eine Einführung in das zu feiernde Geheimnis.

In der Homilie werden aus den heiligen Texten, d.h. der biblischen  und liturgischen Texte, die Geheimnisse und die Normen des christlichen Lebens dargelegt.

Mystagogische Einführung (Gero P. Weishaupt)

Fünfzig Tage nach Ostern vollendet Gott in der Liturgie der Kirche das österliche Heilswerk (Präfation) und sendet am heutigen Pfingstsonntag seinen Geist auf uns herab.

Durch die Ausgießung des Heiligen Geistes über die Apostel trat die Kirche in Erscheinung. Seitdem ist sie der neue Lebensraum des auferstandenen und verherrlichten Christus. In der Liturgie der Kirche tut Christus sein Heilswerk den Menschen kund, vergegenwärtigt es in unserer Zeit und teilt es uns mit bis zu seiner Wiederkunft am Ende der Zeiten (vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1076).

Wir feiern nun das Gedächtnis des Leidens, des Sterbens und der Auferstehung Christi und beten, dass der Heilige Geist uns tiefer in die „volle Wahrheit“ einführt, indem er „uns das Geheimnis dieses Opfers immer mehr erschließt“ (Gabengebet), und dass die Kraft des Heiligen Geistes in uns weiterwirkt (Schlussgebet).

Homilie (Josef Spindelböck)

In Feuer und in Sturmesbraus

Wie können wir uns den Heiligen Geist und seine Wirksamkeit vorstellen? Diese Frage stellen wir uns am Pfingstsonntag anhand der heiligen Texte der biblischen Lesungen sowie der Liturgie.

Immerhin ist der Heilige Geist die dritte göttliche Person; er ist dem Wesen nach eins mit Gott dem Vater und dem Sohn. Wir bekennen einen einzigen Gott in der Einheit der drei göttlichen Personen.

Während sich aber der Sohn Gottes in seiner Menschwerdung auf sichtbare Weise kundgetan hat, gibt es vom Heiligen Geist keine vergleichbare Art und Weise, wie er sich zeigt. Dass er mitunter unter dem Zeichen einer Taube erscheint oder wie zu Pfingsten unter Sturmesbrausen und in Feuerzungen, ist ja bildhaft zu verstehen: Weil eben Gottes Heiliger Geist dem Wesen nach unsichtbar und unbegreiflich ist, tut er sich kund in einer uns Menschen fassbaren Weise. Das Bild einer Taube, welche in sanfter Weise herabschwebt auf Jesus, der im Jordan von Johannes getauft wird, sowie die Feuerzungen, welche die Glut der göttlichen Liebe bezeichnen, und schließlich das Sturmesbrausen, welches auf die kraftvolle Gegenwart des Heiligen Geistes verweist, sind Veranschaulichungen all dessen, was letztlich unserer Vorstellungskraft nicht zugänglich ist.

Dennoch ist uns der Heilige Geist nahe; ja, für uns als getaufte Christen gilt, dass die Gaben des Heiligen Geistes nicht nur insgesamt ausgegossen worden sind über die ganze Kirche, sondern dass sie uns auch ganz persönlich eingegossen worden sind, als wir die heilige Taufe empfangen haben. Damals hat Gott durch seinen Heiligen Geist die göttlichen Tugenden von Glaube, Hoffnung und Liebe in unser Herz gesenkt. Der dreifaltige Gott selbst wohnt in unserem Herzen. Der unendlich große Gott scheut es nicht, inmitten von uns Menschen seine Wohnung aufzuschlagen und in Liebe bei uns zu sein! Wir sind tatsächlich geisterfüllte und geistbegnadete Menschen, auch wenn uns dies oft zu wenig bewusst ist.

Das Ziel unseres Lebensweges ist die ewige Gemeinschaft mit Gott im Himmelreich. Wer aber führt uns dorthin? Es ist die Kraft des Heiligen Geistes, der uns geschenkt ist. Denn Jesus Christus, der Herr, ist in seiner Auferstehung und Himmelfahrt vorausgegangen zum himmlischen Vater, um uns eine ewige Wohnung zu bereiten. Er hat die Seinen nicht als Waisen hier auf der Erde zurückgelassen, sondern ihnen vom Vater im Himmel her den Heiligen Geist gesandt. Dieser hat am fünfzigsten Tag nach Ostern – also zu Pfingsten – die Gläubigen erfüllt. Mit dabei waren die Apostel, viele andere Jünger und Frauen und vor allem die heilige Jungfrau und Gottesmutter Maria. Sie alle empfingen die Gabe von oben, den Heiligen Geist. Auf diese Weise wurden ihre Herzen innerlich mit Liebe, Freude und Kraft erfüllt.

Indem der Heilige Geist die ersten Christen stärkte, waren sie dann fähig und in der Lage, furchtlos für ihren Glauben Zeugnis abzulegen. Petrus und die übrigen Apostel gingen hinaus auf die Straßen und verkündeten die Botschaft vom Tod und von der Auferstehung Jesu Christi. Die vielen Menschen, die versammelt waren, kamen aus allen Völkern und Nationen. Jerusalem war eine Weltstadt, und so hielten sich viele Menschen dort auf. Alle aber konnten die Apostel in ihrer jeweils eigenen Sprache verstehen. Dieses Wunder der Sprachen wirkte der Heilige Geist. Der Geist Gottes ist der Geist der Einheit, welcher die Menschen zusammenführt. Diese Einheit ist keine Gleichförmigkeit, sondern eine tiefe Übereinstimmung in Glaube, Hoffnung und Liebe. Es ist ähnlich wie bei einem Orchester, wo alle Instrumente und Stimmen zusammenwirken, um in vollendeter Harmonie zu erklingen. So sollen auch in der Kirche Gottes die verschiedenen Stimmen zusammenwirken und zum Lob Gottes erklingen!

Beten wir heute insbesondere für den von Papst Franziskus neu ernannten Bischof Alois Schwarz, der unsere Diözese St. Pölten in den kommenden Jahren leiten soll. Gott der Herr schenke ihm die Gaben des Heiligen Geistes in reicher Fülle. In der Pfingstnovene haben wir gebetet: „Herr Jesus Christus, Du hast die Apostel und ihre Nachfolger zu Hirten der Kirche berufen. Dir vertrauen wir unsere Diözese an und bitten Dich um einen guten neuen Bischof, in dem das Feuer des Heiligen Geistes lebendig und die Freude des Evangeliums spürbar ist, der uns mit der Liebe des guten Hirten stärkt, der die Zeichen der Zeit aufmerksam wahrnimmt, der die Gläubigen eint und sie einlädt, auf Gottes Ruf zu hören.“

So eröffne uns die Fürbitte der Gottesmutter Maria auch in Zukunft einen guten Weg, auf dem wir voranschreiten und schließlich zur seligen Gemeinschaft mit Gott im Himmel finden. Amen. (stjosef.at)

Foto: Taube – Ambo, St. Laurentius zu Konnersreuth – Bildquelle: Kathnews

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