Mittelalterliche Gesänge der Aachener Krönungsliturgie

„A Deo coronatus“ - Von Gott gekrönt. Neue CD der Schola Carolina Aachen.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 27. Oktober 2016 um 20:38 Uhr
Kaiserthron im Aachener Dom

Vor 700 Jahren, am 14. Mai 1316, erblickte Karl IV., der Luxemburger, in Prag das Licht der Welt. Drei für die europäische Geschichte bedeutende Städte sind mit seinem Namen besonders verbunden: Prag, Nürnberg und Aachen.

Karl IV. gehört zu den bedeutendsten Herrschern der böhmischen und deutschen Geschichte. Der Freistaat Bayern und die Tschechische Republik nehmen den 700. Geburtstag Kaiser Karls IV. zum Anlass für eine gemeinsame Landesausstellung im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Sie findet vom 20.10.2016 bis 05.03.2017 in der alten Reichsstadt statt. „Die Ausstellung präsentiert Aspekte seiner [Karls IV.] Lebens- und Regierungszeit im Spiegel des wechselvollen 14. Jahrhunderts. Sie bietet eine kritische Würdigung seiner Herrscherpersönlichkeit, seines Herrschaftskonzepts, seiner Bedeutung für die Residenzstädte Prag und Nürnberg sowie seiner künstlerischen Repräsentation. Einen thematischen Schwerpunkt bildet die Rezeption Karls IV. auf böhmischer und deutscher Seite, die bis heute jeweils sehr unterschiedliche Sichtweisen zeigt“, heißt es auf der Homepage des Nationalmuseums.

König des Heiligen Römischen Reiches

Aus dem Aachener Domschatz, dem reichsten Kirchenschatz nördlich der Alpen, ist in Nürnberg auch die „Karlskrone“ zu sehen. Karl IV. hat sie anlässlich seine Krönung in Aachen am 25. Juli 1349 der Krönungskirche des Heiligen Römischen Reiches geschenkt. Die „Karlskrone“ schmückt die berühmte Büste Karls des Großen („Karlsbüste“)  in der Aachener Domschatzkammer. Mit seiner  Krönung in der Kirche, in der sich das Grab Karls des Großen und der Thron des Heiligen Römischen Reiches befindet,  reihte sich der Luxemburger in die bislang große Schar der in Aachen Gekrönten ein. In seiner „Goldenen Bulle“ vom 1356 schrieb Karl IV. die Jahrhunderte lange Aachener Krönungstradition gesetzlich fest. Von 936 (Otto I.) bis 1531 (Ferdinand I.) war Aachen Krönungsort der Könige des Heiligen Römischen Reiches.

A Deo coronatus

Anlässlich des 700. Geburtstages Karls IV. hat die Schola Carolina Aachen eine neue CD herausgegeben. Schon zum Karlsjahr 2014, als die Stadt Aachen und Europa den 1200. Todestages Karls des Großen groß gefeiert haben, gab es eine Doppel-CD mit dem Titel „Regali Natus“ liturgische Gesängen zur Aachener Karlsliturgie.

„A Deo coronatus“ –  Von Gott gekrönt. So der Titel der jüngst erschienenen CD der Aachener Schola. Sie bietet „(m)ittelalterliche liturgische Gesänge der Aachener Krönungs- und Wallfahrtskirche“, genauer: Gregorianische Gesänge aus der Krönungsliturgie der deutschen Könige, Kaiserlaudes »Christus vincit, Christus regnat, Christus imperat«, Gesänge vom Fest der hl. Lanze, Gesänge zur Heiligtumsfahrt, Wallfahrergruß an das Gnadenbild »Ave Maria Kaiserin«  |

Auf der Homepage der Schola Carolina heißt es dazu:

„A Deo coronatus – Von Gott gekrönt – Der Aachener Dom als Krönungskirche der deutschen Könige. Fast 600 Jahre war Aachen die Krönungsstätte der deutschen Könige. Im Aachener Dom, der Pfalzkapelle Karls des Großen, wurden von 936 bis 1531 dreißig deutsche Könige und zwölf Königinnen gekrönt. Die Inbesitznahme des Thrones Karls des Großen legitimierte die Herrschaft des neuen Königs. Das Titelbild der CD zeigt den von Gottes Hand gekrönten Otto III. An der Reichskrone (2. Hälfte 10. Jh.), die zu den Reichskleinodien zählt, findet sich auf der Emailplatte mit Darstellung des thronenden Christus der Spruch aus dem Alten Testament: »Per me reges regnant« – »Durch mich regieren die Könige« (Spr 8, 15).

Die Kaiserlaudes – Laudes regiae »Christus vincit« entstanden in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts im Frankenreich. Von ihnen gab es verschiedene Varianten. Sie gehörten jedoch nicht zu den »Ordines« der Königskrönungen, sondern waren verbunden mit der Anwesenheit eines vom Papst zum römischen Kaiser gekrönten deutschen Königs in anderen liturgischen Feiern. Auch in ihnen manifestiert sich die transzendente Verbindung zwischen der Herrschaft Christi und der des christlichen Regenten.

Das »Fest der heiligen Lanze und der Nägel vom Kreuz des Herrn«, früher besonders in Aachen, Nürnberg und Prag begangen, wird heute nur noch in Bamberg gefeiert. Die hl. Lanze, Passionsreliquie und Reichsinsignie, gehört zu den Reichskleinodien der deutschen Könige und der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und wird im Reichskreuz aufbewahrt. Auf Bitte Kaiser Karls IV. wurde das »Fest der heiligen Lanze und der Nägel vom Kreuz des Herrn« durch Papst Innozenz VI. 1354 in Deutschland und Böhmen eingeführt und am Freitag nach der Osteroktav gefeiert, besonders in Aachen und Nürnberg. Später entwickelte sich aus diesem Fest die Herz Jesu-Verehrung.

Die Aachener Heiligtumsfahrt zieht seit dem 14. Jahrhundert unzählige Pilger an, die in Aachen vor allem die von Karl dem Großen gesammelten textilen Reliquien – Kleid Mariens, Windeln Jesu, Enthauptungstuch Johannes des Täufers und Lendentuch Christi – aufsuchen, welche mit der Menschwerdung Gottes in der Person Jesu Christi und seiner Passion in engstem Zusammenhang stehen. Der Wallfahrergruß an das Aachener Gnadenbild, das in Aachen beliebte Marienlied »Ave Maria Kaiserin«, geht auf ein aus dem 15. Jahrhundert stammendes Pilgerlied zurück, dessen Text noch heute an einem alten Wachtturm des Aachener Landgrabens zu lesen ist, an dem die Wallfahrer zu den altehrwürdigen Aachener Heiligtümern vorbeigezogen sind.

Die CD präsentiert die liturgischen Gesänge dieser Feiern nach mittelalterlichen Handschriften des Aachener Domarchivs.“

Ausführende sind die Schola Carolina Aachen unter Leitung  von Dr. Michael  Tunger. Ein 16-seitiges Booklet mit Text, Übersetzung und vielen Informationen führt in die Gesänge ein.

Edition SINFONIA SACRA e.V. – Aachen – EDSISACD20161 – Gesamtspieldauer: 78 Min., € 12,- (+ Versand).

Foto: „Karlsthron“ im Aachener Dom – Bildquelle: German Wikipedia user Holger Weinandt

 

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmen Sie dem zu.

Datenschutzerklärung