Latein – Sprache einer ganzen Zivilisation

Begeistertes Plädoyer für die lateinische Sprache. Eine kurze Vorstellung eines lesenswerten Buches.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 6. Dezember 2017 um 14:13 Uhr
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Von Gero P. Weishaupt:

„Latein lebt. Von der Schönheit einer nutzlosen Sprache“. So heißt ein im Rowohlt-Verlag erschienenes, aus dem Italienischen ins Deutsche übersetztes Buch von Nicola Gardini. Der 1965 in Italien geborene Autor ist Professor für Italienisch und Vergleichende Literaturwissenschaft in Oxford und besonders spezialisiert in der Literatur der Renaissance.

Schon als Kind habe er seine Mutter auf Latein das Ave Maria und Pater noster beten gehört. In seinem Buch beschreibt der Gardini den Zugang zum Latein und zur lateinischen Literatur als eine Art Erweckungserlebnis.  Dem Leser fällt von der ersten Zeile des Buches an die Begeisterung des Autors für die lateinische Sprache auf. Dieser zeigt anhand vieler Autoren aus der klassischen und spätklassichen lateinischen Literatur und einiger Textbeispiele, dass unsere Gegenwart kulturell und literarisch nur verstanden werden kann, wenn wir uns unserer geistigen Wurzeln bewußt sind, und dass uns eben diese Wurzeln im Medium der lateinischen  Sprache zugänglich werden. Auch dem christlichen Latein mit einigen seiner Hauptvertreter wie Hieronymus, Augustinus und  Tertullian widmet Gardini in dem Zusammenhang in seinem kurzweilig geschriebenen Buch ein eigenes Kapitel. Zum Ende hin formuliert Nicola Gardini sein „Credo“ in Sachen Latein:

„(D)as Erlernen des Latein – zweifellos anspruchsvoll, herausfordernd und mühsam, wie eine traumhafte Bergtour, die allein von sich aus Kraft spendet – darf nicht nur auf den Zweck reduziert werden, die grauen Zellen fit zu machen. … Wer Latein lernt, soll es vor allem deshalb tun, weil Latein die Sprache einer ganzen Zivilisation ist, weil Europa in der lateinischen Sprache Gestalt angenommen hat und weil die Geheimnisse unserer tiefsten Wurzeln auf Latein niedergeschrieben wurden und er oder sie in der Lage sein möchte, diese Geheimnisse zu entschlüsseln. … Um es auf den Punkt zu bringen (und gleichzeitig sowohl der ‚Nützlich‘- als auch der ‚Nutzlos‘-Franktion den Wind aus den Segeln zu nehmen): Latein ist schön. …. Mit dem Adjektiv ’schön‘ möchte ich zum Ausdruck bringen, dass Latein eine facetrenreiche, dehnbare, wandlungsfähige, leichte und schwierige, einfache und komplizierte, regelmäßige und unrelmäßige, klare und nebulöse Sprache ist, mit unzähligen Registern und Jargons, mit unzähligen rhetorischen Mitteln, mit unzähligen Stilen, mit einer komplexen Geschichte.“ (Nicola Gardini).

Es lohnt sich, Gardinis Plädoyer der lateinischen Sprache zu lesen. Es sei vor allem denen empfohlen, die sich für die Schönheit der lateinischen Sprache interessieren und sich für sie begeistern. Denn

Latein ist das großartigste Denkmal, das der Kultur des menschlichen Wortes und dem Glauben an die Möglichkeiten der Sprache je gesetzt worden ist. Latein ist weit mehr als nur sprachliche Kunstfertigkeit: Es ist – und das mach erst zu einem wahren Schatz – ein Medium, durch das sich ein ganzer Wertekanon, ein komplettes Denksystem  enwickeln konnte, die über Jahrhunderte Widerhall fanden. Die Schönheit des Latein ist die Schönheit dessen, was gerettet undwieder Teil des Lebens wurde“ (Nicola Gardini).

Nicola Gardini, Latein lebt. Von der Schönheit einer nutzlosen Sprache.

Aufl., 300 S., erschienen im Rowohl-Verlag

ISBN: 9783498025397

19,95 €

Foto: Bibliothek – Bildquelle: Joe Crawford

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