„Hieronymus. Askese und Wissenschaft in der Spätantike“

Eine Buchbesprechung von Martin Bürger.
Erstellt von Martin Bürger am 14. Februar 2017 um 13:29 Uhr

Im vergangenen Jahr hat Alfons Fürst die zweite, auf den neuesten Stand gebrachte Auflage seines erstmals 2003 erschienenen Werkes „Hieronymus. Askese und Wissenschaft in der Spätantike“ im Verlag Herder veröffentlicht. Der heilige Hieronymus, der von etwa 347 bis 419 oder 420 lebte, ist einer der bedeutendsten Kirchenväter, nicht zuletzt durch seine Übersetzung der Heiligen Schrift aus den Urtexten ins Lateinische. Während aber andere große Gestalten seiner Zeit, etwa der heilige Augustinus oder die kappadokischen Väter, dabei halfen, die katholische Lehre auszuformulieren und zu präzisieren, lag für Hieronymus der Schwerpunkt an anderer Stelle.

„In der Tat verwandte Hieronymus seine Fähigkeiten nicht auf die spekulative Durchdringung der christlichen Doktrin mit philosophischen Mitteln. Er erbrachte keinen Beitrag zur Entwicklung des Dogmas. […] Seine Leistungen lagen auf anderen, zu seiner Zeit weithin brachliegenden Feldern, nicht auf den viel beackerten von Bekenntnis und Lehre. Sein Beitrag zur Theologie des antiken Christentums war sogar ein ausgesprochen origineller und auf lange Sicht ein innovativer. Abgesehen von der Propaganda für das damals neue Ideal der Askese konzentrierte das Forschungsinteresse des Hieronymus sich auf den Text der Bibel und deren möglichst eng am Wortlaut orientiertes Verständnis. Indem er bei diesen biblischen Studien historisch-philologische Fragestellungen in den Vordergrund schob, betrieb er Theologie als Wissenschaft.“

Alfons Fürst bietet im ersten Teil seines rund 450 Seiten starken Buches eine Einführung zu den wichtigsten Themengebieten, die für eine gründliche Beschäftigung mit Hieronymus zu betrachten sind. Aus wissenschaftlicher Sicht sind natürlich die Ausführungen zu Bibelübersetzung und Bibelauslegung besonders relevant. Eine wertvolle „Prosopographia Hieronymiana“ präsentiert auf fast 100 Seiten kurze Porträts von zahlreichen Persönlichkeiten, mit denen Hieronymus im Laufe seines Lebens zu tun hatte.

Man kann viel über die großen Kirchenväter lesen, an Literatur herrscht hier kein Mangel. Umso bedeutender ist es, die Kirchenväter selbst zu lesen, wozu Alfons Fürst im zweiten Teil des Buches Gelegenheit bietet. Auszüge aus verschiedenen Werken des Hieronymus umfassen mehr als 100 Seiten. Dem Originaltext ist jeweils die deutsche Übersetzung gegenübergestellt. Die zitierten Passagen entstammen hauptsächlich den Kommentaren zu diversen biblischen Büchern sowie aus den Einleitungen zu seinen Übersetzungen dieser Bücher. Wenn auch die Erörterungen im ersten Teil von „Hieronymus“ bisweilen etwas technisch sind, hält der Leser doch eine ausgezeichnete Darstellung des heiligen Hieronymus in den Händen.

Martin Bürger

Bibliografische Informationen:

Alfons Fürst
Hieronymus. Askese und Wissenschaft in der Spätantike
Gebunden mit Schutzumschlag, 448 Seiten
Verlag Herder
ISBN 978-3-451-31144-4
39,99 Euro

Foto: Hieronymus (Buchcover) – Bildquelle: Verlag Herder

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