Gegen die Mittelmäßigkeit und die Selbstgerechtigkeit im Glauben

Gedanken zur Enzyklika „Deus caritas est".
Erstellt von kathnews-Redaktion am 20. Oktober 2014 um 18:06 Uhr
Papst Benedikt XVI.

Von Markus Lederer:

In seiner großartigen Enzyklika Deus caritas est schrieb Papst Benedikt XVI. jedem Christen noch einmal ins Stammbuch, dass Gott die Liebe ist. Allerdings scheint es oft unverständlich, warum Gott die Liebe sein soll. Hierzu sei zunächst auf Weihnachten verwiesen. Der ewige präexistente (vor der Zeit existierende) Logos wurde Fleisch, d.h. nahm unsere menschliche Natur an: Jesus Christus. Das ist der Kern des Weihnachtsfestes. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des Eingeborenen vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. (Joh 1,14ff). Sind wir uns stets bewusst, was uns an Weihnachten geschenkt wurde? Gott ist größer, mächtiger als der Mensch. Allein die Tatsache, dass wir Gott denken können ist ein Geschenk. Gott hätte uns nicht gebraucht, da wir ihm gegenüber ein defizitäres Wesen sind. Wenn er uns dann erschuf, ist dies aus Liebe geschehen. Besonders im Deckenfresko Michelangelos in der Sixtinischen Kapelle die „Erschaffung des Adams“ wird dies deutlich. Der ewige Gott sagt zu einem jeden von uns: „Ich will, dass du bist.“ Der Heilige Augustinus bringt dies noch prägnanter zum Ausdruck, wenn er voll von Erkenntnis und Gnade spricht: „Gott liebt jeden einzelnen von uns so, als gäbe es außer uns niemanden, dem er seine Liebe schenken könnte.“ Diese Liebe Gottes am Menschen wird durch die Inkarnation, die Menschwerdung Gottes in Jesu Christi, an Weihnachten noch deutlicher. „Denn heute ist euch euer Retter, Christus geboren.“ (Vgl. Lk 2,11). Die Rettung von uns Menschen vor der ewigen Verderbnis ist ein Leidensweg. Christus wird für unsere Erlösung an den Kreuzesstamm geschlagen. Unsere Erlösung hat einen hohen Preis: das teure Blut Christi am Marterkreuze für uns vergossen. Jedoch ist Vergeltung ihm trotz dieses Martyriums fern, denn er spricht liebevoll: „Vater, vergib ihnen sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lk 23,11). Die Liebe Gottes und das Herzen Christi ist so unfassbar voll an Liebe zu uns, dass sie sich selbst nicht schont, sondern für uns hingibt.

Unsere Antwort?

Diese Selbsthingabe Christi am Kreuz aus Liebe schreit nach einer Antwort eines jeden Einzelnen von uns. Diese Selbsthingabe fordert uns dazu auf, Christus vollständig nachzueifern, denn er ist es die Wahrheit, die nicht trügen kann. (Vgl. „Gottheit tief verborgen betend nah ich dir“). Er ist das Lamm Gottes, das geschlachtet wurde für unsere Sünden. Er kannte aber keine Vergeltung, sondern liebevolle Vergebung bis zum Schluss. Nun müssen wir uns fragen, wo wir dieser Liebe eine Antwort geben. Nehmen wir dieses Geschenk Christi an, oder verwerfen wir dieses Liebesangebot? Für die großen Heiligen war der Weg klar: sich selbst klein machen, so dass Gott in uns groß werde. Es ist ein Weg, der sich nie mit Mittelmäßigkeit zufrieden gibt und der keine Selbstgerechtigkeit kennt. Wenn man den Blick auf die großen Gnadengeschenke Christi wirft, zum Beispiel die Feier des Heiligen Meßopfers oder die Heilige Beichte, wird man nachdenklich, wenn man beobachtet mit welcher Lauheit das Volk Christi auf seine Liebe Antwort zu geben vermag. Schließlich müssen wir selbst darüber nachdenken, ob wir nur mittelmäßig Christus nachfolgen oder wahrhaftig das Salz der Erde sind. Jeder neue Tag ist ein Geschenk und zugleich eine Chance Christus mehr Platz im Leben zu geben. In einer Heiligen Beichte erschafft Gott mehr als eine neue Welt in uns, in meistens nicht mehr als einer halben Stunde. In einer Feier des Heiligen Meßopfers vollzieht sich unblutig der Kreuzestod Christi erneut, wie das Konzil von Trient erkennt. Also laufen wir nicht blind durch die Welt, sondern greifen nach den Schätzen für die Ewigkeit.

„Herr ich möchte lieber alles verlieren und dich erkennen, als alles zu gewinnen und dich zu verlieren.“ (Hl. Augustinus).

Foto: Papst Benedikt XVI. (em) – Bildquelle: Martin Lohmann

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