Frustriert und enttäuscht

Peter Winnemöller kommentiert den offenen Brief von Priestern, in dem sie u.a. für die Abschaffung des Zölibates und die Einführung des Priesterums der Frau plädieren.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 13. Januar 2017 um 10:17 Uhr
Priesterkragen

Kommentar von Peter Winnemöller.

(kathnews/The Germanz). Man kann sich den Kalender danach stellen. Irgendwann im Januar oder Februar, d.h. nach Ende der Weihnachtszeit und vor Beginn der Karnevalszeit kommen sie aus den Löchern gekrochen und machen Krawall. Es sind die inzwischen ergrauten Kirchenrevoluzzer der späten 60er und frühen 70er. Mit ihrer vom „Geist des Konzils“ verdorbenen und von den Jahren der Frustration verfaulten Theologie stellen sie in unterschiedlichen Konstellationen Jahr für Jahr dieselben Forderungen. Es geht um Abschaffung des Zölibats, Frauenpriestertum, Interkommunion und Dämo(n)kratisierung der Kirche. Angesichts dieser gähnenden Langeweile sollte dieses alljährliche Ritual der Erklärungen, Memoranden, offenen Briefe, Pfarrerinitiativen und ähnlichen Aktionen niemanden mehr vom Hocker reißen.

Weit gefehlt. Egal wie langweilig die stetige, sinnlose Wiederholung der ewig gleichen Postulate ist, eines ist sicher: amtskirchliche und weltliche Medien nehmen sie begeistert auf und verbreiten sie. Fast hat man das Gefühl in den jeweiligen Redaktionen herrsche Massenamnesie. Das ist doch keine Neuigkeit! Man könnte die alten Männer und Frauen doch mal in Ruhe lassen und ihre Rituale ungestört und ungehört vollziehen lassen. Nein, sie müssen immer wieder und wieder und wieder breitgetreten werden. Die weltliche Öffentlichkeit wird es allenfalls mit Schadenfreude sehen. Die kirchliche Öffentlichkeit frustriert es.

In diesem Jahr also ist es ein Brief von längst pensionierten Pfarrern. Die scheinen trotz des hohen Alters noch den Eindruck eines drängenden sexuellen Notstandes erwecken zu wollen. „Schließlich bewegt uns die Erfahrung von Einsamkeit: Als alternde Ehelose bekommen wir sie – von Amts wegen damals auferlegt – jetzt nach 50 Dienstjahren manchmal deutlich zu spüren.“, schreiben die greisen geistlichen Herren. Man hat wohl im Schwung des Konzils damals die Weihe zu locker genommen und die damit verbunden Versprechen zu leichtfertig abgegeben, da man glaubte, das würde ohnehin in Kürze alles geändert. Insbesondere der Zölibat stand schon in deren Köpfen auf der Abschssliste. Totgesagte leben länger. Auch der Priesterzölibat ist nun zum Goldenen Priesterjubiläum der Revoluzzergreise immer noch quicklebendig.

Neben der Einsamkeit beklagen sie den geistlichen Verfall der Kirche in Deutschland. An diesem Punkt könnte man als Betroffener an einem dicken Hals vor Wut ersticken. Es waren die, die jetzt aufjaulen, die mit ihrem Betrug einer windelweich gespülten Verkündigung und Pastoral, dem Vermeiden von Katechese und der gleichgültigen Duldung jeglichen Fehlverhaltens kräftig am Verfall der Kirche mitgearbeitet haben. Sie waren es, die jetzt beklagen, daß „außerhalb der „Erstkommunion-Saison“ kaum noch Kinder und junge Familien zum Gottesdienst kommen“, die sich weigerten, den Menschen die Sonntagspflicht zu lehren. Ja, eine Pflicht ist unangenehm. Man redete in den 70ern nicht gerne über Pflichten. Doch wohin Pflichtvergessenheit führt, sehen sie jetzt und heulen uns die Taschen voll. Es ist einfach widerlich!

Die gewünschten Folgen dieses Schreibens werden auch unter einem Papst Franziskus, den die selbsternannten Kirchenreformerkreise so gerne für sich vereinnahmen, nicht eintreten. Der Priesterzölibat bleibt uns ebenso erhalten, wie die Unmöglichkeit, Frauen zu Priestern zu weihen. Der Heilige Papst Johannes Paul II. hat es exakt erklärt, warum das so ist. Auch die Interkommunion bleibt verboten. Zu groß sind die Differenzen im Eucharistie und Amtsverständnis. Da geht nicht so einfach. Aber die Seniorenrevoluzzer kümmert das nicht. Ihr Verständnis von Eucharistie scheint wohl auch defizitär angesichts derart platter Forderungen.

Ein neues Feld ist noch entdeckt: die pastoralen Reformen. Da möchte man ihnen doch zu gerne zustimmen, dass hier menschliche und pastorale Katastrophen ins Werk gesetzt werden. Doch auch hier gilt: Wer hat denn die Berufungspastoral quasi komplett eingestellt? Oft genug müssen junge Männer, die das Priesteramt anstreben, diesen Wunsch sogar in der eigenen Gemeinde verbergen, um nicht unter Beschuß zu geraten. Ein Klima der Berufungsfeindlichkeit, das nicht zuletzt auch jenem Spuk, den man als „Geist des Konzils“ kennt, zu verdanken ist.

Den alten Herren im geistlichen Gewand, so sie es denn überhaupt tragen und nicht längst verschämt abgelegt haben, die den genannten Brief geschrieben und veröffentlicht haben, sei geraten, sich endlich zurückzunehmen. Es ist deren Priestergeneration, die mit ihrem eigenwilligen Priesterbild und einem oft nur wenig priesterlichen Lebensstil an der Entstehung der Glaubenskrise munter mitgewerkelt haben. Sie haben oft genug den Glauben in Lehre und Praxis verhunzt, die Liturgie versaut, die treuen Gläubigen verprellt und ganze Generationen hyperaktiven Superlaien hervorgebracht, die den Glauben für eine soziales Feature halten und jegliche transzendente Option daraus verbannt haben.

Hochwürdige Herren, Ihr habt genügend Schaden angerichtet. Laßt die Kirche meines Herrn endlich in Ruhe! Und haltet endlich die Klappe!

Foto: Priesterkragen – Bildquelle: Kathnews

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