Exaudi, Domine – Vernimm, o Herr, mein lautes Rufen

Mystagogische EinfĂŒhrung und Homilie zum 7. Sonntag in der Osterzeit nach der sog. ordentlichen Form des Römischen Ritus. L1: Apg 1,15-17.20a.c-26; L2: 1 Joh 4,11-16; Ev: Joh 17,6a.11b-19.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 13. Mai 2018 um 11:44 Uhr
Bildquelle: Sarto-Verlag

Eine mystagogische EinfĂŒhrung soll mit ganz wenigen Worten (brevissimis verbis) die GlĂ€ubigen unter BerĂŒcksichtigung der liturgischen Texte des Sonn- und Festtages in das Geheimnis der Feier einfĂŒhren. Sie ist also keine EinfĂŒhrung in die biblischen Texte des Tages, sondern eine EinfĂŒhrung in das zu feiernde Geheimnis.

In der Homilie werden aus den heiligen Texten, d.h. der biblischen  und liturgischen Texte, die Geheimnisse und die Normen des christlichen Lebens dargelegt.

Mystagogische EinfĂŒhrung (Gero P. Weishaupt)

Christus hat uns verheißen, dass er „alle Tage bis zum Ende der Welt bei uns bleibt“ (Tagesgebet). Wer im Glauben ihn sucht, dem verbirgt der Herr sein Gesicht nicht (vgl. Eröffnungsvers). Denn durch seine Himmelfahrt ist der Herr nicht von uns gewichen (vgl. 1. PrĂ€fation von Christi Himmelfahrt), sondern er schenkt sich uns durch seine an Raum und Zeit nicht mehr gebundene neue Gegenwart in der Kraft des Heiligen Geistes.

In der heiligen Eucharistie ist er unter sakramentalen Gestalten mit seiner Gottheit und Menschheit, mit seinem verklĂ€rten Leib und mit seiner Seele in seiner Kirche, in dieser Welt gegenwĂ€rtig. Gott gebe der „ganzen Kirche durch die Feier der heiligen Geheimnisse“ jene Vollendung, „die Christus, ihr Haupt, in (der) Herrlichkeit schon besitzt“ (Schlussgebet).

Homilie (Josef Spindelböck)

Die MĂŒtter, die Kirche und Maria

Der Muttertag wird auch in kirchlichem Rahmen gewĂŒrdigt und gefeiert, und das mit Recht!

Wir danken Gott dem Herrn fĂŒr die Liebe aller Frauen und MĂŒtter; wir danken ihm auch fĂŒr die Kirche, welche die Mutter aller GlĂ€ubigen ist und sein soll; besonders aber sind wir von Freude, Liebe und Dankbarkeit erfĂŒllt, dass uns Gott in Maria eine geistliche Mutter geschenkt hat, die vom Himmel her unser Erdendasein begleitet.

Der 7. Sonntag der Osterzeit kann uns in den Texten der Lesungen und des Evangeliums Wesentliches sagen ĂŒber unser christliches Leben:

Die Lesung aus der Apostelgeschichte hat einen traurigen Hintergrund: Es musste ein neuer Apostel fĂŒr das Kollegium der Zwölf gewĂ€hlt werden, gleichsam ein „Ersatzmann“, da Judas Iskariot den Herrn verraten und sich anschließend selber das Leben genommen hatte. Die Wahl fĂ€llt auf Matthias, der dann zusammen mit den ĂŒbrigen Aposteln ein Zeuge des Lebens Jesu sowie seines Todes und seiner Auferstehung und Himmelfahrt sein wird. Dieses Beispiel zeigt uns, dass es im Leben auch Aufgaben und Berufungen gibt, die wir uns nicht zuerst selber ausgesucht haben, sondern die uns gleichsam nachtrĂ€glich angetragen werden. So manch eine Mutter wird sich das vielleicht auch denken: Nicht alles ist planbar und machbar, und plötzlich ist einer Frau die Verantwortung fĂŒr ein Kind oder mehrere ĂŒbertragen! Im Vertrauen auf Gott, der uns stĂ€rkt, nimmt sie diese neue Aufgabe an und hofft mit Recht auch auf die UnterstĂŒtzung des Vaters ihrer Kinder. Es gibt auch Beispiele geistiger Mutterschaft: sei es von Seiten von Ordensschwestern, die mĂŒtterlich fĂŒr andere da sind, aber auch im Sozial- und Pflegebereich sowie in der Betreuung und Erziehung von Kindern. Hier setzen sich Frauen hochherzig ein fĂŒr junge Menschen, die ihnen anvertraut sind, und beschenken sie mit mĂŒtterlicher Liebe! Und sie tun dies auch dort, wo es nicht ihre eigenen Kinder sind, die sie auf diese Weise liebevoll betreuen.

Die Lesung aus dem ersten Johannesbrief spricht ausdrĂŒcklich von Gott, der die Liebe ist. TatsĂ€chlich hat jede menschliche Liebe ihren Ursprung in Gottes Liebe. Die Liebe der Mutter und des Vaters ist fĂŒr die heranwachsenden Kinder entscheidend; hier formt sich ihr Gottesbild. Denn Gott sehen wir noch nicht von Angesicht zu Angesicht. Wenn wir aber in der Liebe bleiben, bleibt Gott in uns, und im Heiligen Geist wird uns die Kraft geschenkt, diese Liebe selbstlos weiterzugeben, wie das gerade die vielen Frauen und MĂŒtter tun, deren wir uns heute dankbar erinnern. Die Kirche insgesamt, der wir durch die Taufe angehören, ist fĂŒr uns eine geistliche Mutter. Sie stĂ€rkt uns mit dem Wort Gottes, das sie uns verkĂŒndet, leitet uns durch die Hirten im Glauben an den dreieinigen Gott, und fĂŒhrt uns zu den Quellen der Sakramente. Das Taufbecken ist wie ein geistlicher Mutterschoß, aus dem wir durch Wasser und Heiligen Geist neu geboren worden sind fĂŒr das Reich Gottes. In der Kirche Christi brauchen wir die Frauen und MĂŒtter; die Kirche als solche ist unsere Mutter, und sie wird in besonderer Weise von Maria, der Jungfrau und Gottesmutter reprĂ€sentiert.

Das Evangelium nach Johannes enthĂ€lt Worte des Trostes. Jesus ist zwar in seiner Himmelfahrt heimgegangen zum Vater; doch er lĂ€sst die Seinen nicht als Waisen zurĂŒck. Waise sind bekanntlich Kinder, die keinen Vater und keine Mutter mehr haben. Umgekehrt heißt dies, dass Gott der Herr fĂŒr uns sorgt und uns als seine Kinder liebt. Das Geschenk des Heiligen Geistes ist uns zuteil geworden, und in diesem Heiligen Geist werden wir gestĂ€rkt als Menschen, die zwar nicht von dieser Welt sind, wohl aber in dieser Welt leben, bis Gott der Herr sie heim ruft in sein himmlisches Reich. Das Wort Gottes heiligt uns in der Wahrheit, und zu dieser Wahrheit des Glaubens gehört es, dass wir einander beistehen sollen entsprechend unserer jeweiligen Berufung. Dies tun in vorzĂŒglicher Weise die Frauen und MĂŒtter. Wir danken ihnen dafĂŒr und beten fĂŒr sie! Wir alle aber wollen uns der FĂŒrbitte der seligen Jungfrau Maria anempfehlen; sie ist das Urbild der mĂŒtterlichen Kirche, die uns die Liebe Gottes immer neu schenkt und vermittelt. Amen. (stjosef.at)

Foto: Jesus der König – Bildquelle: Sarto-Verlag

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