„Entscheidung für Bischöfinnen erschwert ökumenischen Dialog“

Ein Drittel des anglikanischen Klerus in England ist inzwischen weiblich.
Erstellt von Katholische Nachrichten-Agentur am 16. Juli 2014 um 12:38 Uhr
Justin Welby, Erzbischof von Canterbury

Rom (kathnews/KNA). Die Öffnung des Bischofsamtes für Frauen in der anglikanischen Staatskirche von England erschwert aus Sicht des Direktors der Vatikanzeitung „Osservatore Romano“, Giovanni Maria Vian, den ökumenischen Dialog erheblich. „Aber sie bedeutet sicher nicht dessen Ende“, sagte der Kirchenhistoriker der Tageszeitung „La Stampa“ (Dienstag). Die Kluft in der Lehre zwischen Anglikanern und Katholiken habe sich damit sehr vertieft, so Vian. Dies gelte auch für die Beziehung zwischen der anglikanischen Kirche und den Orthodoxen. Zudem werde die am Montag gefällte Entscheidung der Generalsynode der Church of England den Graben in deren eigenen Reihen noch vergrößern, sagte der Kirchenhistoriker voraus.

Viele in der anglikanischen Weltgemeinschaft, vor allem auf der Südhalbkugel, lehnten die Zulassung von Frauen zum Bischofsamt ab. Um den ökumenischen Dialog lebendig zu halten, kommt es nach Worten Vians vor allem auf die persönlichen und alltäglichen Freundschaften von Christen unterschiedlicher Konfessionen an. Auch das Verhältnis zwischen dem Papst und dem anglikanischen Primas habe sich schon seit Johannes XXIII. (1958-1963) intensiviert. Der jetzige Primas, Erzbischof Justin Welby von Canterbury, habe erst kürzlich seine Nähe und eine große Wertschätzung für Papst Franziskus bekundet. Erste Bischofsernennungen für Frauen wären nach Meinung von Beobachtern bereits bis Jahresende möglich. Die Frage war über Jahre hinweg innerkirchlich breit diskutiert worden.

Ein Drittel des anglikanischen Klerus in England ist inzwischen weiblich. Die Staatskirche hatte sich Anfang der 90er Jahre mit dünner Mehrheit für eine Zulassung von Frauen zum Priesteramt entschieden. Seit- dem spaltet die Frage von Frauen und geistlichem Amt Liberale und Konservative. Immer mehr der anglikanische Nationalkirchen weltweit lassen Bischöfinnen zu. Weltweit zählt die anglikanische Kirche etwa 77 Millionen Mitglieder. Außerhalb Englands gibt es 38 anglikanische Nationalkirchen in 26 Kirchenprovinzen, darunter in den USA, Australien und – mit wachsender Bedeutung – in mehreren afrikanischen Ländern. Der englischen Mutterkirche steht die Königin als weltliches Oberhaupt vor. Geistliches Oberhaupt, Primas der Kirche von England sowie Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft ist der Erzbischof von Canterbury.

Quelle: © KNA. Alle Rechte vorbehalten

Foto: Justin Welby, Erzbischof von Canterbury – Bildquelle: Owen Humphreys/PA, The guardian

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