Die Lebensregeln des Jordan Peterson

Eine Buchbesprechung von Martin BĂĽrger.
Erstellt von Martin BĂĽrger am 23. Dezember 2018 um 07:01 Uhr
Bildquelle: Goldmann Verlag

Der kanadische Psychologe und Professor Jordan Peterson ist, besonders natürlich in Nordamerika, ein bekannter und profilierter Redner und Interviewpartner, dessen oftmals knallharte Ansagen schon viele Menschen dazu angeleitet haben, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Da lag es natürlich nahe, ein Buch zu schreiben, dass sozusagen ein „Lebensratgeber“ ist. „12 Rules For Life“ ist das Resultat. Mit weit mehr als 500 Seiten handelt es sich bei dem im Goldmann Verlag erschienenen Buch um profunde Überlegungen und Anregungen, die manchmal zwar etwas salopp formuliert sind, aber immer solide und fundiert.

Peterson ist kein Katholik, glaubt aber, das wird ziemlich deutlich, an Gott. Das ist vielleicht die größte Schwäche des Buches. Letztlich ist es zwecklos, und eigentlich unmöglich, ein besserer Mensch zu werden, ohne die göttliche Gnade (durch die Sakramente) zu benutzen. Nichtsdestotrotz sind die Anregungen in den zwölf Lebensregeln dadurch nicht vergeblich, sondern ein erster Ausgangspunkt. Es wäre übrigens spannend, würde Peterson sich mit der thomistischen Philosophie (besonders der Psychologie) und Theologie auseinandersetzen. Sicherlich gibt es schon jetzt viele Überschneidungen, aber eine systematische Konfrontation von Peterson und Thomas von Aquin kann nur fruchtbar sein (sowohl für den Thomismus als auch für Jordan Peterson).

Die zentrale These des Buches, wie sie Norman Doidge in seinem Vorwort identifiziert, lautet: „Die besten Regeln schränken und in ihren Möglichkeiten überhaupt nicht ein, sondern sorgen gerade dafür, dass wir Ziele auch erreichen und insgesamt ein erfüllteres, freieres Leben führen können.“ Dies hätten auch Aristoteles und Thomas sagen können, und dies ist die Freiheit, die dem modernen Verständnis von Freiheit widerspricht.

Manche der Tipps von Jordan Peterson scheinen so simpel und einleuchtend, dass man sich fragt, wieso sie überhaupt in „12 Rules For Life“ erwähnt werden. Andererseits muss man sich vor Augen führen, dass viele Menschen absolut planlos in den Tag hinein leben. Man muss da tatsächlich ganz am Anfang beginnen. So ist ein geregelter Tagesablauf wichtig, denn die „täglichen Routinen sind der große Taktgeber. Wer jedes Mal neu entscheiden muss, was er als Nächstes tun wird, macht alles kompliziert.“

Der Autor betont in „12 Rules For Life“ offensiv das Bewährte, das man nicht leichtfertig durch Neues ersetzen solle. Natürlich ist das politisch unkorrekt. Beispielsweise sollten wir, auch wenn es heute alleinerziehende Mütter und allerlei andere Lebensformen gebe, „deswegen nicht so tun, als seien alle Familienmodelle gleich tragfähig. Sie sind es schlicht nicht, Punkt.“ Dass „im Namen von Befreiung und Freiheit“ die traditionelle Arbeitsteilung aufgegeben wurde, habe für unangenehme Konsequenzen gesorgt. „Diese Zerstörung hat aber weniger eine glorreiche Befreiung von Zwängen zurückgelassen als vielmehr Chaos, Konflikte und Unbestimmtheit.“ Männer, so Peterson, „müssen hart sein oder werden“. Sie werden hart, „indem sie sich selbst einen Ruck geben und indem sie sich gegenseitig schubsen“.

Peterson hat ein ausgezeichnetes Buch verfasst, das ohne Zweifel viel Gutes im Leben vieler Menschen bewirken kann. Es ist ihm eine weite Verbreitung zu wĂĽnschen. Mehr noch wĂĽnscht man sich aber, dass sich viele Menschen die Lebensregeln zu Herzen nehmen und so zu einer besseren Gesellschaft, die lebenswerter ist als unsere materialistische oder nihilistische Unkultur, beitragen.

Bibliografische Informationen:

Jordan Peterson
12 Rules For Life
Ordnung und Struktur in einer chaotischen Welt
Goldmann Verlag
Hardcover
576 Seiten
ISBN: 978-3-442-31514-7
20,- Euro

Foto: 12 Rules For Life – Bildquelle: Goldmann Verlag

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