Der Priester und die Eucharistiefeier sind unersetzlich für die Kirche

Die Kirche lebt aus der Eucharistie. Wortgottesfeiern am Sonntag können darum niemals die Feier der heiligen Eucharistie ersetzen. Maßstab für Pastoralpläne und Strukturen in den Bistümern ist die „Wahrheit des Evangeliums und der Überlieferung der Kirche“. Von Dr. iur. can. Gero P. Weishaupt.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 18. Januar 2019 um 13:50 Uhr
Kelch

(kathnews). „In Zeiten von Priestermangel und wachsenden Pastoralräumen setzen immer mehr Bistümer auf Laien. Im Bistum Eichstätt sollen sie künftig mehr Wortgottesdienste feiern, um den Bedarf abzudecken.“ So meldet das Kölner Domradio auf seiner Homepage. Verdrängen Wortgottesfeiern die sonntägliche Eucharistie?

Vorläufiger Charakter von Wortgottesfeiern

Die Kirche lebt von der Eucharistie, geht aus ihr hervor und wird durch sie aufgebaut. So die einhellige Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils und des ihm folgenden päpstlichen Lehramtes. Der  heilige Papst Johannes Paul II. widmete dem Thema 2003  sogar eine eigene Enzyklika mit dem Titel „Ecclesia de Eucharistia“ (Die Kirche lebt aus der Eucharistie).  Darum kann eine Wortgottestfeier bei allem Eigenwert, den sie zweifellos hat und den auch das Zweite Vatikanische Konzil anerkennt, niemals die Eucharistiefeier am Sonntag ersetzen. Wo sie wegen Priestermangels am Sonntag nicht gefeiert werden kann, ist eine Wortgottesfeier nur eine Notlösung, womit der Ausnahmecharakter dieser Feiern am Sonntag zugleich ausgesagt ist. Eine Wortgottesfeier hat subsidiäre Bedeutung in Bezug auf die sonntägliche Eucharistiefeier, ersetzen kann sie sie nicht.  Nur, wo es physisch und moralisch unmöglich ist, eine Messe am Sonntag zu feiern, kann eine Wortgottesfeier eine angemessene Weise der Sonntagsheiligung sein. Das Sonntagsgebot ruft zur Teilnahme an der Messfeier auf, nicht zur Teilnahme an einer Wortgottesfeier (KKK 2180; CIC/1983 can. 1248 § 1).

In der Vatikanischen Instruktion zu einigen Fragen über die Mitarbeit von Laien am Dienst des Priesters von 1997 heißt es zu den von Laien gehaltenen Wortgottesfeiern:

„Solche Gottesdienste, deren Texte von der zuständigen kirchlichen Autorität approbiert sein müssen, stellen immer nur vorläufige Lösungen dar. Es ist verboten, in ihrer Struktur Elemente aus der Opferliturgie, vor allem das »eucharistische Hochgebet«, einzufügen, auch nicht in narrativer Form, um bei den Gläubigen keine Irrtümer aufkommen zu lassen. Zu diesem Zweck muß den Teilnehmern an solchen Gottesdiensten immer erklärt werden, dass sie das eucharistische Opfer nicht ersetzen und daß man das Sonntagsgebot nur durch die Mitfeier der heiligen Messe erfüllt.  In jenen Fällen, wo es die Entfernungen und physischen Umstände gestatten, müssen die Gläubigen angeregt und unterstützt werden, das Gebot möglichst zu erfüllen“ (Art. 7 § 2).

Die kirchenamtlichen Vorgaben sind einleuchtend und folgerichtig für jeden Gläubigen, bei dem der Glaube an die heilige Eucharistie intakt geblieben ist und der die darauf stützende unersetzliche Bedeutung der sonntäglichen Eucharistiefeier und des Priesters für die Kirche,  für das Bistum, für jede Pfarrgemeinde bedenkt.

Was, wenn der Priester abwesend ist?

In diesem Zusammenhang sei an die Worte von Papst Benedikt XVI. in seinem Nachsynodalen Schreiben „Sacramentum Caritatis“ hingeweisen. In Umsetzung der vorausgegangen Bischofssynode über die Eucharistie im Jahre 2004 schreibt der Papst über die sonntägliche Versammlung in Abwesenheit eines Priesters:

„Wenn man die Bedeutung der sonntäglichen Feier für das Leben der Christen wiederentdeckt, stellt man sich unwillkürlich die Frage nach jenen Gemeinden, in denen der Priester fehlt und wo es folglich nicht möglich ist, die heilige Messe am Tag des Herrn zu feiern. … Die Synode hat den Gläubigen vor allem empfohlen, sich in eine der Kirchen der Diözese zu begeben, in der die Gegenwart des Priesters gewährleistet ist, auch wenn das ein gewisses Opfer verlangt. Dort, wo dagegen die großen Entfernung die Teilnahme an der sonntäglichen Eucharistiefeier praktisch unmöglich machen, ist es wichtig, dass die christlichen Gemeinden sich gleichwohl versammeln, um den Herrn zu loben und des ihm geweihten Tages zu gedenken. Das muss jedoch geschehen im Zusammenhang einer entsprechenden Belehrung über den Unterschied zwischen der heiligen Messe und den sonntäglichen Versammlungen in Erwartung eines Priesters. …. Darüber hinaus muss darauf geachtet werden, dass solche Versammlungen keine Verwirrung über die zentrale Rolle des Priesters und über die sakramentale Komponente im Leben der Kirche erzeugen. Die Wichtigkeit der Rolle der Laien, denen für ihre Großherzigkeit im Einsatz für die christlichen Gemeinden zu Recht Dank gebührt, darf niemals den unersetzlichen Dienst der Priester für das Leben der Kirche verschleiern. Darum wache man aufmerksam darüber, das die Versammlungen in Erwartung eines Priesters nicht Anlass geben zu ekklesiologischen Vorstellungen, die nicht mit der Wahrheit des Evangeliums und der Überlieferung der Kirche übereinstimmen. Sie sollten vielmehr bevorzugte Gelegenheiten sein, zu Gott zu beten, dass er heilige Priester nach seinem Herzen sende“ (Sacramentum caritatis, Nr. 75).

Der Dienst des Priesters kann durch den der Laien nicht ersetzt werden

Darauf macht die Vatikanische Instruktion von 1997 besonders aufmerksam:

„Das Priestertum des Dienstes ist also notwendig für die Existenz der Gemeinde als Kirche: ‚Man darf das Weihepriestertum nicht später als die kirchliche Gemeinschaft ansetzen, so als könnte deren Gründung ohne das Priestertum verstanden werden‘.(42)Wenn nämlich in der Gemeinde kein Priester vorhanden ist, dann fehlt der Dienst und die sakramentale Funktion Christi, des Hauptes und Hirten, was für das Leben der kirchlichen Gemeinschaft unabdingbar ist.

Das Priestertum des Dienstes ist deshalb absolut unersetzbar. Von daher ergibt sich unmittelbar die Notwendigkeit einer Berufungspastoral, die eifrig, gut geordnet und andauernd darum bemüht ist, der Kirche die nötigen Amtsträger zu geben, sowie auch die Notwendigkeit einer sorgfältigen Ausbildung derer, die sich in den Seminaren auf das Priestertum vorbereiten. Jede andere Lösung für die Probleme, die sich aus dem Mangel an geistlichen Amtsträgern ergeben, kann nur bedenklich sein“ (Instruktion, Theologische Prinzipien, Nr. 3).

Maßstab für Pastoral- und Strukturpläne in den Bistümern ist die „Wahrheit des Evangeliums und der Überlieferung der Kirche“

Die Eucharistie ist Höhepunkt und Quelle des Lebens. Auch Wortgottesfeiern sind darum dem Geheimnis der Eucharistie zu- und untergeordnet. Wo sie die Eucharsitiefeier am Sonntag bleibend, strukturell ersetzen, ist die Kirche Christi in ihrer Fülle nicht mehr gegenwärtig. Nicht ohne Grund definiert die Kirche in ihrem Gesetzbuch eine Diözese auch von der Eucharistie her  (can. 369).  Denn die Kirche lebt aus der Eucharistie, aus dem Opfer auf dem Altar, aus der Selbsthingabe  Christi unter den sakramentalen Gestalten, aus der Vergegenwärtigung des österlichen Geheimnisses von Kreuz und Auferstehung. Wo das nicht mehr gesehen, nicht mehr geglaubt wird, wird die sakramentale Wesensgestalt der Kirche negiert und folglich der Priester überflüssig. Wir müssen uns fragen, ob der Priestermangel nicht zu einem Großteil hausgemacht ist, wenn die heilige Eucharistie nicht mehr den zentralen Stellenwert im Leben der Kirche hat, der ihr von unserem Glauben her zukommt.  Pastoral- und Strukturpläne haben stets Maß zu nehmen an der „Wahrheit des Evangeliums und der Überlieferung der Kirche“.

Sehnen wir uns überhaupt nach Priestern?

Papst Benedikt geht in seinen Nachsynodalen Schreiben „Sacramentum caritatis“ auf eine sinnvolle Praxis ein, die sein Vorgänger, der heilige Johannes Paul II. in seinem ersten Brief an die Priester zum Gründonnerstag von 1979 erwähnt. Benedikt VI. schreibt:

„Beeindruckend ist in diesem Zusammenhang, was Papst Johannes Paul II. in seinem Brief an die Priester zum Gründonnerstag 1979 schrieb. Er erinnerte an jene Orte, wo die Menschen, die durch das diktatorische Regime ihren Priester verloren hatten, sich in einer Kirche oder einem Wallfahrtsort versammelten, auf den Altar die noch bewahrte Stola legten und die Gebete der eucharistischen Liturgie sprachen. ‚Im Moment, der der Transsubstantiation entsprach‘, hielten sie schweigend inne, zum Zeugnis dafür, wie ‚brennend sie sich danach sehnten, die Worte zu hören, die nur der Mund eines Priesters wirkkräftig aussprechen kann‘“ (Sacramentum caritatis, Nr. 75).

Foto: Kelch – Bildquelle: C. Steindorf, kathnews

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