Das Problem des Friedensgrußes im neuen Messordo Pauls VI.

Durch die Unruhe beim Friedensgruß geht die Stille, die Sammlung und die Anbetung vor dem Empfang der heiligen Kommunion verloren.  „Reform der Reform“ oder: Die Bereicherung der sogenannten ordentlichen Form des Römischen Ritus durch die klassische Form des Römischen Ritus. 9. Teil: Der Friedensgruß
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 17. September 2016 um 10:30 Uhr

(aus: Gero P. Weishaupt, „Päpstliche Weichenstellungen, 184 ff.)

Nach den Fürbitten folgt der eucharistische Teil der Messfeier. Als Brücke zwischen dem Wortgottesdienst und dem eucharistischen Teil kann sich in einem refomierten Messordo der Friedensgruß, die Pax, anschließen.

Schon bei Justin enthält die eucharistische Feier auch den Friedensgruß der Gläubigen, und zwar dort, wo ihn auch die orientalischen Liturgien bieten: nach den Fürbitten, die im Anschluss an die Lesungen gesprochen werden“ (J. Pasch, Eucharistie, 233. Siehe auch J. Hermans, die Feier der Eucharistie, 284 f.).

Benedikt XVI. hat … in seiner Apostolischen Adhortation „Sacramentum Caritatis“ mitgeteilt, dass er die

zuständigen Dikasterien aufgefordert

habe,

die Möglichkeit zu untersuchen, den Friedensgruß auf einen anderen Zeitpunkt zu verlegen, zum Beispiel vor den Gabengang

weil eine

solche Wahl zudem mit Sicherheit ein bedeutungsvoller Hinweils auf die Mahnung des Herrn (wäre), dass jedem Opfer notwendig die Versöhnung vorausgehen muss (vgl. Mt 5, 23 f)“ (Sacramentum caritatis, Nr. 49, Fußnote 150).

Desiderat: Stille, Sammlung  und Anbetung vor der  Kommunion

Durch die Verlagerung des Friedensgrußes vom Kommunionritus an die Nahtstelle zwischen Wortgottesdienst und eucharistischem Teil der heiligen Messe wäre auch ein ernsthaftes Problem in der liturgischen Praxis nach dem Ordo Missae der ordentlichen Form des Römischen Ritus gelöst, nämlich die Unruhe und Unordnung vor dem Empfang der heiligen Kommunion. Ulrich Filler bemerkt hierzu zutreffend:

In der derzeitigen praktischen Umsetzung sind Zweifel angebracht, ob der allgemeine Friedensgruß der Idee gerecht wird, die mit ihm verbunden ist. Statt Vorbereitung auf die Kommunion bringt er nicht selten Unordnung und Verlust der Besinnung mit sich. Während am Altar schon das ‚Agnus Dei‘ beginnt, sind die Gemeindemitglieder oft noch beschäftigt, miteinander Kontakt aufzunehmen“ (U. Filler, Liturgie. Das Herz der Kirche, Regensburg 2002, 129).

Anthropozentrik statt Christozentrik

Michael Gurtner bringt das Problem auf den Punkt, denn

nach der Wandlung wird der Gläubige aus seiner Anbetung des Allerheiligsten herausgerissen, indem es zu einem übermäßgien Aktionismus kommt: man wendet sich vom gegenwärtigen Herrn ab und seinem Nachbarn zu, um den Friedensgruß auszutauschen. Nicht selten kommt es neuerdings schon vor, daß sogar der Priester den Altar verläßt, und jovial lächelnd eine ‚Friedensprozession‘ quer duch das Kirchenschiff veranstaltet. Hier geht der Geist der Gläubigen deutich sichtbar von Ihm zum Wir, man wendet sich dem, was zentral ist, ab, und widmet sich dem Nächsten“ (M. Gurtner, Reflexionen zur Theologie der Liturgie. Liturgie als Vorwegnahme des Himmels auf Erden, Aadorf 2009, 94).

Die gegenwärtige Position des Friedensgrußes kann darum nicht als geeignet angesehen werden. Eine Platzierung zwischen dem Wortgottesdienst und dem eucharistischen Teil (Opfergottesdienst) wäre eine wünschenswerte Lösung

(aus: Gero P. Weishaupt, Päpstliche Weichenstellungen. Das Motu Proprio Summorum Pontificum Papst Benedikts XVI. und der Begleitbrief an die Bischöfe. Ein kirchenrechtlicher Kommentar und Überlegungen zu einer „Reform der Reform“, Bonn 2010, 184 ff.).

Vorausblick

In der nächsten Folge wird die Gabenbereitung als Opferbereitung zu Sprache kommen.

Bisherige Beiträge in dieser Reihe:

Standardisierte Fürbitten, um Entgleisungen zu vermeiden

Reform der Reform – Änderung der Eingangsriten

Musica Sacra – Neue Chancen durch das Motu Proprio “Summorum Pontificum”

Vatikanum II wünscht den Erhalt des Gregorianischen Chorals und der Polyphonie

Vatikanum II: Der Gebauch der lateinischen Sprache soll erhalten bleiben

Das Problem der Übersetzungen ist ein ernstes Problem

JOSEPH RATZINGER: DIE ZELEBRATION ZUM OSTEN RICHTET PRIESTER UND GEMEINDE GEMEINSAM AUF DEN HERR UND NICHT AUF SICH SELBST

Was die ordentliche Form von der klassischen Form des Römischen Ritus lernen kann

Foto: Päpstliche Weichenstellungen – Bildquelle: Verlag für Kultur und Wissenschaft

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmen Sie dem zu.

Datenschutzerklärung