Cyprianus von Karthago: Durch die Feindesliebe Gott gleich werden
Aus dem heiligen Evangelium nach MatthÀus (Mt 5, 38-48)
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen JĂŒngern:Â
38Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge fĂŒr Auge und Zahn fĂŒr Zahn. 39Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlĂ€gt, dann halt ihm auch die andere hin. 40Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel. 41Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm. 42Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab. 43Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen NĂ€chsten lieben und deinen Feind hassen. 44Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet fĂŒr die, die euch verfolgen, 45damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lĂ€sst seine Sonne aufgehen ĂŒber Bösen und Guten, und er lĂ€sst regnen ĂŒber Gerechte und Ungerechte. 46Wenn ihr nĂ€mlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafĂŒr erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? 47Und wenn ihr nur eure BrĂŒder grĂŒĂt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? 48Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist.
Homilie des heiligen Cyprianus von Karthago
Wir mĂŒssen uns daran erinnern, wie Christus sein Volk nennt, mit welchem Titel er seine Herde bezeichnet. Er nennt sie Schafe, um die christliche Unschuld den Schafen gleichzustellen. Er nennt sie LĂ€mmer, damit die Unbefangenheit des Geistes die unbefangene Natur der LĂ€mmer nachahmt. Warum verbirgt sich der Wolf unter dem Schafspelz, warum schadet der, der vorgibt Christ zu sein, die Herde Christi?
Sich den Namen Christi eigen machen, doch nicht auf dem Weg Christi wandeln was ist das anderes als ein VerstoĂ gegen den göttlichen Namen, nichts anderes als ein Verlassen des Heilsweges? Wenn er selber lehrt und sagt, dass derjenige zum Leben gelangt, der die Gebote unterhĂ€lt; dass derjenige weise ist, der seine Worte hört und befolgt; dass derjenige der gröĂte Lehrer im Himmelreich genannt wird, der lehrt und entsprechend handelt, dann wird auch dem VerkĂŒnder des Wortes seine wirkungsvolle und konstruktive Predigt nutzen, wenn dem Bekenntnis mit seinem Mundes auch Taten folgen.
Was aber legt der Herr seinen JĂŒngern hĂ€ufiger nahe, was ordnet er unter seinen heilbringenden Ermahnungen und himmlischen Geboten fĂŒr die Einhaltung und Rettung mehr an, als dass auch wir mit derselben Liebe, mit der er selber die JĂŒnger geliebt hat, einander lieben? Wie achtet derjenige den Frieden und die Liebe des Herrn, der unter Einfluss von Eifersucht weder friedfertig noch liebevoll sein kann?
Darum fĂŒgte der Apostel, als er auf die Verdienste des Friedens und der Liebe  hinwies und fest behauptete und lehrte, dass weder glaube, weder Almosen noch das Leiden des Bekenners und MĂ€rtyrers ihm nutzen wĂŒrden, wenn er nicht die Anordnungen der Liebe unversehrt und unverletzt bewahrt hĂ€tte, noch hinzu: Die Liebe ist langmĂŒtig, die Liebe ist gĂŒtig, die Liebe ereifert sich nicht. Dadurch lehrte und zeigte er nĂ€mlich, dass derjenige an der Liebe festzuhalten vermag, der langmĂŒtig, gĂŒtig und Eifersucht und Neid abgeneigt ist. Ebenso machte er an anderer Stelle, als er daran erinnerte, dass der Mensch – vom Heiligen Geist erfĂŒllt und durch die himmlische Geburt Sohn Gottes – ausschlieĂlich nach geistlichen und göttlichen GĂŒtern streben soll, die Bemerkung: Ich, meine BrĂŒder,  vermochte mit euch nicht wie mit geistlichen Menschen, sondern wie mit fleischlichen Menschen, wie mit kleinen Kindern in Christus zu reden. Bis jetzt nĂ€mlich seit ihr fleischlich. Seit ihr denn nicht fleischlich und wandelt nach Menschenart, sobald in euch Eifersucht, Streit und Twist herrschen?
Wir können das himmlische Bild nicht tragen, wenn wir nicht in dem, was wir jetzt angefangen haben zu sein, Christi Ebenbild zeigen. Das bedeutet nĂ€mlich geĂ€ndert zu haben, was man gewesen war, und begonnen zu haben, was man nicht war, damit die göttliche Geburt in einem leuchtet, damit Gott dem Vater die göttliche Ordnung entspricht, damit im Menschen durch ein ehrenvolles und lobenswertes Leben Gott glĂ€nzt. Er ermutigt und ruft dazu auf, und er versprich denen, die ihn verherrlichen, eine Gegenleistung. Die, die mich verherrlichen, werde ich verherrlichen, und wer mich verachtet, den werde ich verachten. Der Herr und Sohn Gottes gewöhnt uns durch seine Unterweisung an diese Herrlichkeit und bereitet uns darauf vor, indem er uns das Ebenbild Gottes einprĂ€gt. Darum sagt er im Evangelium: Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen NĂ€chsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet fĂŒr die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet.â
Ăber den heiligen Cyprianus von Karthago (gest. 258)
Caecilius Cyprianus stammte aus einer der fĂŒhrenden Familien Karthagos. Schon wenige Jahre nach seiner Bekehrung wurde er, vor allem durch die UnterstĂŒtzung des Volkes, 248/9 zum Bischof geweiht. Im AnschluĂ an die Christenverfolgung unter Decius (249-251) stellte sich ihm die Frage des Umgangs mit den Christen, die sich dem staatlichen Zwang zu opfern gebeugt hatten. Cyprian möchte sie nicht ohne eine strenge BuĂe wieder zur Eucharistie zulassen. Das Problem des Schismas um Novatian greift Cyprian in seiner Schrift Ăber die Einheit der Kirche auf. Darin geht er auch auf die Bedeutung des petrinischen Amtes ein. Zur Auseinandersetzung mit dem römischen Bischof Stephan I. (254-257) kommt es dagegen in der Frage um die GĂŒltigkeit der in hĂ€retischen Gruppierungen gespendeten Taufe. Die harte Linie des Bischofs von Karthago findet dabei keine Anerkennung. Unter Kaiser Valerian wird Cyprian 257 zunĂ€chst verbannt und spĂ€ter, am 14.9.258, in Karthago enthauptet. Bis in die Zeit Augustins und Gregors des GroĂen galt er als eine der wichtigsten theologischen AutoritĂ€ten ĂŒberhaupt. (Quelle: Catena Aurea)
Foto: Jesus der König – Bildquelle: Sarto-Verlag