Jeder Mensch ist von Gott unendlich geliebt!

Mystagogische EinfĂŒhrung und Homilie zum 2. Sonntag im Jahreskreis (B) in der sog. ordentlichen Form des Römischen Ritus.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 13. Januar 2018 um 18:00 Uhr
Bildquelle: Sarto-Verlag

Aufgabe einer mystagogischen EinfĂŒhrung ist, die GlĂ€ubigen in wenigen Worten in das Geheimnis der liturgischen Feier einzufĂŒhren. Ausgangspunkt sind die Gebete des Sonn- und Festtages.

In der Homilie „ sind das Kirchenjahr hindurch aus dem heiligen Text die Glaubensgeheimnisse und die Normen fĂŒr das christliche Leben darzulegen“ (can. 767 § 1 CIC/1983). Zum heiligen Text innerhalb der Liturgie gehören vor allem die Schriften der Heiligen Schrift. DarĂŒber hinaus auch die Gebete der Liturgie.

Mystagogische EinfĂŒhrung (Gero P. Weishaupt)

Am ersten Tag der Woche, dem Sonntag, feiern wir den Tag des Herrn, um das „Geheimnis des Altares“ zu feiern, die „GedĂ€chtnisfeier“ des Opfers Christi. In dieser Eucharistiefeier vollzieht sich erneut „das Werk unserer Erlösung“ (Gabengebet).

Vom heiligen Opfer Christi auf dem Altar empfangen alle, „die sich um Gerechtigkeit mĂŒhen“ (Tagesgebet), die göttliche Kraft; vom Altar aus schenkt Gott „unserer Zeit“ seinen „Frieden“ (Tagesgebet) , den „Geist der Liebe“, der uns „ein Herz und eine Seele“ (Schlussgebet) werden lĂ€sst.

Homilie (Josef Spindelböck)                                          

Wozu ruft uns Gott? Wozu beruft er uns? Oder aber umkehrt: Ruft uns Gott wirklich? Oder ist es doch nicht vielmehr eine TĂ€uschung, wenn jemand meint, er habe einen Ruf Gottes vernommen?

Diese Fragen lassen sich angesichts der Lesung aus dem Buch Samuel stellen. Samuel war von seinen Eltern in die Obhut und Aufsicht des Tempels ĂŒbergeben worden, als er noch sehr klein war. Dort erhielt er die nötige Erziehung und Bildung sowie eine EinfĂŒhrung in das jĂŒdische Glaubensleben. Der Priester Eli war als Erzieher fĂŒr ihn verantwortlich. Irgendwann mitten in der Nacht geschieht es, dass der junge Samuel eine Stimme hört, die ihn ruft. Er erhebt sich vom Schlaf und meint, Eli habe ihn gerufen. Doch dies ist nicht der Fall; Eli sagt dem Samuel, er soll sich wieder niederlegen. Dies geschieht dreimal. Doch nach dem dritten Mal ist es fĂŒr Eli klar: Hier ruft Gott selber den kleinen Samuel!

Die Aufgabe des Priesters Eli ist es nun, Samuel mit dem Ruf Gottes vertraut zu machen. Denn Samuel soll als Prophet des Höchsten auftreten. Die Antwort Samuels auf den Ruf Gottes soll daher beim vierten Mal lauten: „Rede, denn dein Diener hört.“ (1 Sam 3,10)

Bei der Begegnung der ersten JĂŒnger mit Jesus ist es Ă€hnlich und doch wieder anders! Hier ist es zuerst Johannes der TĂ€ufer, der zwei seiner JĂŒnger mit Jesus bekannt macht, indem er Jesus als das „Lamm Gottes“ bezeichnet. Dieser geheimnisvolle Titel weist hin auf das Opfer der Hingabe, das Jesus in seinem Erlösungswerk vollbringen sollte.

Die beiden JĂŒnger waren interessiert daran, was Jesus tat und sagte, wo er wohnte und wer er wirklich war. Eben deshalb blieben sie auf Einladung Jesu an diesem Tag bei ihm. Es muss ein gewaltiger Eindruck fĂŒr diese ersten JĂŒnger gewesen sein, dass sie Jesus begegnen durften und er sie an seinem Leben Anteil nehmen ließ. Einer dieser JĂŒnger hieß Andreas und war der Bruder des Simon Petrus. Andreas machte seinen Bruder mit Jesus bekannt, denn er war ĂŒberzeugt: „Wir haben den Messias gefunden.“ (Joh 1,41)

Jesus wiederum, dessen Titel „Messias“ auf Griechisch „Christus“ heißt, also der Gesalbte, blickte den Simon an und sagte zu ihm: Er solle kĂŒnftig „Kephas“ heißen, also Petrus; denn dies bedeutet Fels.

Mit der Berufung zur Nachfolge erhĂ€lt Simon also einen neuen Namen, der sei kĂŒnftiges Amt, seine kĂŒnftige Aufgabe anzeigt. Auch wenn es bis dahin noch ein weiter Weg ist, so wird doch jetzt schon am Anfang der Bezug auf das Kommende hergestellt.

Kehren wir zurĂŒck zur Eingangsfrage: Ruft uns Gott? Wozu ruft oder beruft er uns? Wir könnten uns jetzt noch aus der AffĂ€re ziehen und sagen: Ja, grundsĂ€tzlich halten wir es fĂŒr möglich, dass Gott Menschen in besonderer Weise ruft und beruft. Aber uns persönlich betrifft das nicht!

Ist es wirklich so? Sind wir hier nicht mitgemeint? Ist an uns der Ruf Gottes nicht ergangen? Können wir mit Sicherheit ausschließen, dass Gott auch fĂŒr uns eine besondere Berufung hat, eine besondere Aufgabe im Reich Gottes, das in der Kirche seinen Anfang findet?

Keine Angst: Es muss ja nicht gleich ein geistlicher Beruf sein. Obwohl: So eine Berufung zum Ordensleben oder zum Amt des Diakons oder Priesters ist etwas Einzigartiges und trotz der damit verbundenen Lasten und Pflichten etwas Wunderbares, Erhebendes und BeglĂŒckendes!

Aber ist nicht jeder Christ, ja sogar jeder Mensch von Gott gerufen und zu einer bestimmten Aufgabe, zu einem bestimmten Dienst berufen?

Wenn wir darĂŒber nachdenken, sollten wir dem zustimmen. Denn schon unser Leben, unsere Existenz ist nicht einfach das Produkt des Zufalls oder der WillkĂŒr bzw. ausschließlich der Liebe der Eltern. Denn hinter allem steht Gott, der uns ins Dasein gerufen hat. Er hat es fĂŒr gut befunden, dass wir leben und existieren. Er hĂ€lt unser Leben in seiner Hand! Er ruft uns alle mit Namen, das heißt wir sind keine Nummer fĂŒr ihn, sondern der unendlich große und heilige Gott hĂ€lt uns fĂŒr wert, dass wir hier auf Erden leben. Er schenkt uns eine einzigartige WĂŒrde, da wir Menschen sind, also vernunftbegabte, mit Gewissen und Freiheit ausgestattete Lebewesen, die nicht nur eine geistige Seele besitzen, sondern auch einen Leib. Gott sagt Ja zu uns Menschen, und er tut dies in Liebe! Er sagt nicht nur in allgemeiner Weise ja zum Menschengeschlecht, sondern er sagt zu einem jeden von uns ganz persönlich „Ja“. Und selbst fĂŒr den Fall, dass ein Mensch auf eine Weise gezeugt wird, die wenig mit Liebe zu tun hat oder wo ein Kind sogar abgelehnt wird von denen, die eigentlich fĂŒr dieses Kind da sein und fĂŒr es sorgen sollten: Auch hier gilt, dass Gott diesen Menschen – dieses Kind – ganz persönlich liebt und aus Liebe ins Dasein ruft!

Gott hat uns erschaffen aus Liebe, und er beruft uns zur Liebe. So hat es der heilige Papst Johannes Paul II. immer wieder dargelegt. Es ist eine Berufung, die uns allen gilt und die dann im Glauben an Jesus Christus ihren Höhepunkt findet, indem wir in der heiligen Taufe zu Kindern Gottes geworden sind. So gesehen hat jede und jeder von uns nicht nur eine irdische Berufung, sondern sogar eine himmlische. Der ganze Mensch ist hier einbezogen, auch mit dem Leib. Denn wie es in der Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther heißt, ist dieser Leib „ein Tempel des Heiligen Geistes“ geworden (vgl. 1 Kor 6,19). Wir Christen sind also weit davon entfernt, leibfeindlich zu sein!

Weil war also ganz Gott gehören und durch die heilige Taufe sozusagen „ein Geist mit ihm“ (1 Kor 6,17) geworden sind, darum sollen wir auch gottgefĂ€llig leben und Gott sogar in unserem Leib verherrlichen. Dies alles ist auch im Hinblick auf die kĂŒnftige Auferweckung unseres Leibes zu verstehen, denn wir sollen Anteil erhalten an der Auferstehungsherrlichkeit Christi, des Herrn.

All dies darf uns mit Freude erfĂŒllen! Die Gebote Gottes helfen uns dabei, dass wir diese Verbindung der Liebe zu Gott und zu den Mitmenschen aufrechterhalten. Wie immer konkret Dein oder mein Leben aussieht: wir sind geliebte Kinder Gottes! Wir sind von Gott aus Liebe ins Dasein gerufen und wir sind berufen, die Liebe Gottes aufzunehmen und zu erwidern und auch unsere Mitmenschen spĂŒren zu lassen, dass Gott es wirklich gut mit ihnen meint, dass Gott sie ganz persönlich liebt und zur Vollendung fĂŒhren will im Reiche Gottes. Amen.

Foto: Jesus der König – Bildquelle: Sarto-Verlag

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