1. Mai – „Patrona Bavariae“

Bayern feiert seine Schutzfrau.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 1. Mai 2015 um 06:20 Uhr
Frauenkirche in München

Als der heilige Korbinian um das Jahr 724 nach Freising kam, stand auf dem Burgberg bereits eine Marienkirche, erbaut wohl vom Herzog, geweiht dem Fest Maria Geburt (8. September). In ihr feierte Korbinian Gottesdienst, hier wurde er zunächst begraben. 739 wurde diese Marienkirche Kathedrale des neu gegründeten Bistums Freising. Sie ist die Keimzelle des heutigen Freisinger Doms und die am frühesten bezeugte Marienkirche in Bayern.

Unzählige weitere Kirchen und Kapellen folgten. Allein im Erzbistum München und Freising sind es heute wohl über 400, die Maria zur Patronin haben. An vielen Wallfahrtsorten in ganz Bayern wird Maria um Fürsprache bei Gott in allen Nöten angerufen. Im Erzbistum haben etwa Ettal, Maria Thalheim oder Tuntenhausen eine bis ins Mittelalter zurückreichende Wallfahrtstradition. Das bayerische Herrscherhaus der Wittelsbacher hatte Anteil an der alteingewurzelten Marienverehrung. So war Kaiser Ludwig der Bayer (1314-1347) nicht nur Stifter von Ettal, er rief auch in seiner Sterbestunde Maria um ihren Beistand an. Die bayerischen Herzöge unterstützen Bau und Ausstattung zahlreicher Marienkirchen, und die Pilgerfahrt zu marianischen Gnadenbildern entwickelte sich zur Familientradition.

Im Zeitalter der Reformation wurde die Heiligen- und insbesondere die Marienverehrung ein Kennzeichen des Katholischen. Es war Herzog (seit 1623 Kurfürst) Maximilian l. (1597-1651), der in dieser Zeit den entscheidenden Schritt tat, Maria in spezieller Weise als Patronin seines Landes zu proklamieren. In tiefer persönlicher Frömmigkeit fühlte er sich ganz als Diener Mariens, die er als die eigentliche Regentin seines Landes betrachtete. 1610 ließ er eine Medaille prägen, die Maria als Schutzherrin über der Landeshauptstadt zeigt, begleitet von dem Gebetsruf »Sub tuum praesidium« (Unter deinen Schutz).

1616 – während sich die Konflikte zwischen den Konfessionen im Vorfeld des Dreißigjährigen Kriegs bedrohlich zuspitzten – wurde in einer Nische an der Fassade der Münchener Residenz eine überlebensgroße Bronzestatue aufgestellt. Sie zeigt die gekrönte Gottesmutter, auf der Mondsichel stehend, in der Linken das Szepter, im rechten Arm das Christuskind, das sich allen segnend zuwandte, die vom nahen SchwabingerTor her in die Stadt kamen. Ein Schild darüber trägt die Inschrift »Sub tuum praesidium confugimus, sub quo secure laetique degimus« (Unter deinen Schutz fliehen wir, unter dem wir sicher und froh leben). Die Bezeichnung zu Füßen der Madonna stammte vom Herzog selbst: »Patrona Boiariae«. Damit erklärte er Maria zur Schutzherrin seines Herzogtums; vielleicht meint die humanistische Namensform »Boiariae« sogar das weit darüber hinaus reichende alte bayerische Stammesgebiet. Unter der Figurennische brennt ein Ewiges Licht. Auch der vom Herzog gestiftete barocke Hochaltar der Frauenkirche wurde 1620 der Patronin Bayerns geweiht – zum Dank für den Sieg des bayerischen Heeres in der Schlacht am Weißen Berg.

Schließlich ließ Maximilian 1637/38 auf dem Münchener Schrannenplatz (seit 1854: Marienplatz) die Mariensäule errichten, in Dankbarkeit für die Bewahrung der beiden Hauptstädte München und Landshut vor der Plünderung durch die Schweden. Der Kurfürst selbst sprach die Weiheformel an die »gütigste Herrin Bayerns und mächtigste Schützerin«. Die Mariensäule wurde Ort zahlreicher Andachten und Ziel von Prozessionen. Sie war symbolischer Mittelpunkt des Landes, von dem aus die Entfernung der Orte gemessen wurde. Nachahmung fand sie nicht nur im nahen Freising (errichtet 1674 durch Fürstbischof Albrecht Sigmund von Bayern), sondern zuvor schon in Wien (1645) und Prag (1650).

Kurz vor dem Ende der bayerischen Monarchie, in den Nöten des Ersten Weltkriegs, richtete König Ludwig III. (1913-1918) zusammen mit seiner Gemahlin Marie Therese an Papst Benedikt XV. die Bitten, »1. daß die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter Maria als Patronin der Bayern durch den Apostolischen Stuhl erklärt werde, 2. daß ein besonderes Fest dieser Jungfrau Maria unter dem Titel Patrons Bavariae alljährlich im Marienmonat, am 14, Mai, in ganz Bayern gefeiert werden dürfe unter einem entsprechenden Ritus und mit einem besonderen Offizium“. Durch Dekret der Ritenkongregation genehmigte der Papst dies am 26. April 1916. Am 14. Mai 1916 wurde das Fest in München erstmals begangen, das Jahr darauf in allen bayerischen Diözesen. Gemäß Beschluss der Freisinger Bischofskonferenz von 1970 ist der Festtermin nun am 1. Mai und bildet so den Auftakt zum Marienmonat

Brauchtum und Verehrung

Wie an der Münchener Residenz stehen an vielen Häusern Figuren Marias, um das Haus und seine Bewohner unter ihren Schutz zu stellen. An der Mariensäule wird jeden Samstag ein Rosenkranzgebet sowie im Mai die große Maiandacht und im Oktober das Rosenkranzgebet der Münchener Stadtkirche gehalten.

Darstellung, Attribute, Patronate

Maria als Schutzfrau Bayerns wird – in Anlehnung an die apokalyptische Frau der Bibel (Offb 12,1) – auf der Mondsichel stehend dargestellt; manchmal auch mit dem Kranz aus zwölf Sternen um ihr Haupt. Sie ist stets gekrönt, hält ein Szepter und auf ihrem Arm das segnende Jesuskind. Roland Götz

Literatur

Peter Pfister / Hans Ramisch (Hg.), Marienwallfahrten im Erzbistum München und Freising, Regensburg 1989 (2. Aufl.)

Unter deinen Schutz und Schirm
fliehen wir, heilige Gottesmutter.
Verschmähe nicht unser Gebet
in unseren Nöten,
sondern errette uns jederzeit
aus allen Gefahren,
o du glorwürdige und gebenedeite Jungfrau,
unsere Frau, unsere Mittlerin,
unsere Fürsprecherin.
Führe uns zu deinem Sohne,
empfiehl uns deinem Sohne,
stelle uns vor deinem Sohne.

Textquelle: Erzbistum München

Foto: Frauenkirche in München – Bildquelle: Kathnews

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